Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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letzteren unterhielt, schwand se<strong>in</strong>e Befangenheit sehr schnell<br />
dah<strong>in</strong>.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs, etwas an<strong>de</strong>rs, als wenn er sich im <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigenkas<strong>in</strong>o<br />
mit se<strong>in</strong>en Kamera<strong>de</strong>n unterhielt, war es ja doch. Er<br />
mußte sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hauptsache darauf beschränken, die an ihn gestellten<br />
Fragen zu beantworten; er mußte mehr Zuhörer als Erzähler<br />
se<strong>in</strong>, und es wäre ja auch, von <strong>de</strong>m dienstlichen Verhältnis<br />
ganz abgesehen, unpassend gewesen, wenn er als Jüngerer die<br />
Unterhaltung an sich gerissen hätte. Aber trotz<strong>de</strong>m verwickelten<br />
ihn alle <strong>in</strong>s Gespräch, und fast je<strong>de</strong>r trank ihm zu. Da hieß es <strong>de</strong>nn<br />
immer von neuem aufspr<strong>in</strong>gen und das Glas leeren. Se<strong>in</strong> Hauptmann<br />
goß ihm dann wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>, schenkte aber immer nur so weit<br />
voll, daß er das Glas auch mit e<strong>in</strong>em Zug austr<strong>in</strong>ken konnte,<br />
ohne die Wirkung <strong>de</strong>s We<strong>in</strong>es zu verspüren. Denn wenn er jetzt<br />
auch Gast war, so mußte er natürlich trotz<strong>de</strong>m nachher <strong>de</strong>n Nachmittagsdienst<br />
mitmachen, und da hieß es frisch bleiben.<br />
Als <strong>de</strong>r Kaffee und die Zigarren herumgereicht wor<strong>de</strong>n<br />
waren, zeigte <strong>de</strong>r Hauptmann ihm alle Räume, die frei von je<strong>de</strong>m<br />
Luxus, aber doch so behaglich e<strong>in</strong>gerichtet waren, daß man sich<br />
dort wohlfühlen mußte. Es gab e<strong>in</strong> Musik- und e<strong>in</strong> Lesezimmer,<br />
dann noch e<strong>in</strong>en großen Saal, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m die Bälle und die an<strong>de</strong>ren<br />
Festlichkeiten abgehalten wur<strong>de</strong>n, e<strong>in</strong> Billardzimmer und schließlich<br />
auch noch e<strong>in</strong>e Frem<strong>de</strong>nstube, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kamera<strong>de</strong>n, die von auswärts<br />
zu Besuch kamen, wohnen konnten, so daß sie nicht gezwungen<br />
waren, e<strong>in</strong> Hotel aufzusuchen.<br />
Aber kaum war Bellmann durch die Räume geführt, da bekamen<br />
ihn auch schon die Leutnants zu fassen. „Nun 'ran mit<br />
ihm ans Klavier!”<br />
Auch die Offiziere hatten ihren „Klavierknaben”, wie sie <strong>de</strong>n<br />
Kamera<strong>de</strong>n nannten, <strong>de</strong>r unermüdlich, ob er wollte o<strong>de</strong>r nicht,<br />
sich für sie an das Klavier setzen mußte, um die an<strong>de</strong>ren zu erfreuen.<br />
Aber heute trat dieser zurück, e<strong>in</strong>mal, weil er wohl wußte,<br />
daß er gegen Bellmanns Leistungen doch nicht aufkam, dann aber<br />
auch, weil es ihm e<strong>in</strong> wirkliches Vergnügen bereitete, e<strong>in</strong>mal<br />
zuhören zu können.<br />
So setzte sich Bellmann <strong>de</strong>nn ans Klavier, und se<strong>in</strong> Spiel<br />
zog allmählich auch die an<strong>de</strong>ren Herren herbei, die noch im Eß-<br />
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