Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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<strong>de</strong>nn wenn <strong>de</strong>r so weitersägte, da mußte ja die ganze Stube<br />
davon aufwachen. Aber <strong>de</strong>r Soldat hatte sich trotz allen Schüttelns<br />
und Rüttelns nicht gerührt.<br />
Alles war <strong>in</strong> Ordnung gewesen, nun konnte er endlich nach<br />
Hause gehen.<br />
Er ließ sich von <strong>de</strong>m Gefreiten <strong>de</strong>r Wache das eiserne Portal<br />
aufschließen, das auf die Straße führte, und g<strong>in</strong>g dann an <strong>de</strong>m<br />
eisernen Gitter, das die ganze Kaserne umzog, e<strong>in</strong> Stück entlang,<br />
um später rechts nach se<strong>in</strong>er Wohnung abbiegen zu können.<br />
Gleich von Anfang an gera<strong>de</strong>aus zu gehen, verbot <strong>de</strong>r sogenannte<br />
kle<strong>in</strong>e Platz, <strong>de</strong>r zwischen se<strong>in</strong>er Wohnung und <strong>de</strong>r Kaserne lag<br />
und ebenfalls mit e<strong>in</strong>em hohen Staket umgeben war. Der wur<strong>de</strong><br />
zum <strong>E<strong>in</strong></strong>zelexerzieren und zum kle<strong>in</strong>en Dienst benutzt.<br />
Unwillkürlich sah <strong>de</strong>r Dicke im Vorübergehen nach <strong>de</strong>n im<br />
Hochparterre gelegenen Fenstern se<strong>in</strong>er Kompanie h<strong>in</strong>auf, und<br />
<strong>in</strong> diesem Augenblick glaubte er e<strong>in</strong> Geräusch zu hören. Neugierig<br />
blieb er stehen und stellte sich h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>en Baum, um beobachten<br />
zu können, ohne selbst gesehen zu wer<strong>de</strong>n. So horchte er weiter,<br />
und endlich bemerkte er, wie e<strong>in</strong> Mann aus <strong>de</strong>m Fenster <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />
Garten h<strong>in</strong>untersprang und dann schnellen Schrittes davonlief.<br />
Da machte sich wie<strong>de</strong>r mal e<strong>in</strong>er das Vergnügen, auszureißen,<br />
dachte <strong>de</strong>r Dicke, aber von unserer Kompanie ist er nicht, <strong>de</strong>nn die<br />
Leute schlafen alle <strong>de</strong>n Schlaf <strong>de</strong>s Gerechten. Sicher hat wie<strong>de</strong>r<br />
e<strong>in</strong> Mann e<strong>in</strong>er frem<strong>de</strong>n Kompanie unsere Stube zum Auskneifen<br />
benutzt. Nun, <strong>de</strong>n jungen Mann wollen wir uns doch<br />
e<strong>in</strong>mal näher ansehen.<br />
Aus gelegentlichen Äußerungen, die er unterwegs auf <strong>de</strong>n<br />
Märschen, während die Leute sich unterhielten, zufällig erlauscht<br />
hatte, kannte er die Stelle, wo die Leute am leichtesten überklettern<br />
konnten. Die war im Garten <strong>de</strong>s Offizierkas<strong>in</strong>os.<br />
So schnell <strong>de</strong>r Dicke konnte, eilte er an <strong>de</strong>n Gartenzaun <strong>de</strong>s<br />
Offizierkas<strong>in</strong>os. Aber als er ankam, hatte <strong>de</strong>r Mann sich gera<strong>de</strong><br />
mit e<strong>in</strong>en kühnen Satz auf die Straße geschwungen und lief<br />
davon.<br />
„Daß man es lernt, die H<strong>in</strong><strong>de</strong>rnisbahn zu nehmen, hat, wie<br />
dieses Beispiel jetzt zeigt, auch se<strong>in</strong>e Schattenseiten,” dachte <strong>de</strong>r<br />
Dicke. Dann rief er <strong>de</strong>m Mann e<strong>in</strong> donnern<strong>de</strong>s „Halt!” nach.<br />
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