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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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<strong>de</strong>m Trottoir e<strong>in</strong> ganzer Trupp von <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen aufgetaucht<br />

wäre und <strong>de</strong>n Verkehr gehemmt hätte.<br />

So teilte man sich <strong>de</strong>nn <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>ne kle<strong>in</strong>e Gruppen und<br />

verabre<strong>de</strong>te, wann man sich im Café treffen wollte.<br />

Man g<strong>in</strong>g natürlich nur durch die belebtesten Straßen, um zu<br />

sehen und gesehen zu wer<strong>de</strong>n; aber ganz so e<strong>in</strong>fach, wie sie es sich<br />

gedacht hatten, war das Spazierengehen doch nicht. Es stand zwar<br />

nur das e<strong>in</strong>e Regiment <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Stadt, aber trotz<strong>de</strong>m tauchte alle<br />

paar M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong> Vorgesetzter auf, e<strong>in</strong> Unteroffizier, e<strong>in</strong> Leutnant<br />

o<strong>de</strong>r gar e<strong>in</strong> höherer Offizier. Dann galt es, schnell von <strong>de</strong>m<br />

Trottoir auf <strong>de</strong>n Fahrdamm zu treten, um die richtige Ehrenbezeigung<br />

zu erweisen. Das war gar nicht leicht. Die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />

gehörten fast alle verschie<strong>de</strong>nen Kompanien an; so hatte je<strong>de</strong>r<br />

vor se<strong>in</strong>em eigenen Leutnant, Hauptmann und Major Front zu<br />

machen, während die an<strong>de</strong>ren vor diesen nur die Hand an die Mütze<br />

zu legen brauchten, weil es nicht ihre „direkten” Vorgesetzten waren.<br />

Aber wenn <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige vor se<strong>in</strong>em Hauptmann, <strong>de</strong>r ihm<br />

zufällig begegnete, Front machte, dann fuhr das se<strong>in</strong>en Begleitern<br />

<strong>de</strong>rartig <strong>in</strong> die Glie<strong>de</strong>r, daß sie ganz unwillkürlich dasselbe<br />

Honneur mitmachten. So kamen sie eigentlich aus <strong>de</strong>n falschen<br />

Ehrenbezeigungen gar nicht heraus. Ihre Furcht, daß ihnen daraus<br />

Unannehmlichkeiten erwachsen wür<strong>de</strong>n, erwies sich aber als<br />

grundlos; die Vorgesetzten drückten die Augen zu, weil sie<br />

wußten, daß nur e<strong>in</strong> zu großer Diensteifer daran schuld war.<br />

Aber Leutnant von Dohlen nahm die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen doch am<br />

nächsten Tage mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r vor und ermahnte sie, wenn sie mal<br />

wie<strong>de</strong>r zusammen ausg<strong>in</strong>gen, sich wenigstens <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ersten Zeit<br />

lieber bataillonsweise zusammenzutun; dann seien Irrtümer, wie<br />

sie ihnen tags zuvor begegnet waren, viel seltener.<br />

Die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen begriffen gar nicht, daß sie nicht von selbst auf<br />

diesen ebenso praktischen wie e<strong>in</strong>fachen Ausweg verfallen waren.<br />

Das erste Vierteljahr. ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞ ∞<br />

D<br />

er große Tag <strong>de</strong>r Vereidigung war da. Ausführliche Instruktionsstun<strong>de</strong>n<br />

waren <strong>de</strong>m vorausgegangen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen<br />

auf die Heiligkeit <strong>de</strong>s Ei<strong>de</strong>s und auf die Pflichten <strong>de</strong>s Soldaten<br />

immer wie<strong>de</strong>r h<strong>in</strong>gewiesen wor<strong>de</strong>n war. Heute sollten die Sol-<br />

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