Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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Um zwölf Uhr war großer Appell; die Kompanien traten an<br />
und allen Beurlaubten wur<strong>de</strong>n die Pässe ausgehändigt. Mit<br />
freundlichen Worten hielten die Hauptleute e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Anre<strong>de</strong>,<br />
wobei sie bedauerten, daß es <strong>de</strong>r Dienst nicht erlaube, alle reisen<br />
zu lassen; <strong>de</strong>n Urlaubern wünschten sie glückliche Reise und frohe<br />
Festtage, mit <strong>de</strong>r scherzhaften Mahnung, bis zum Wie<strong>de</strong>rsehen<br />
nicht alles zu vergessen, was sie seither gelernt hatten.<br />
Wie e<strong>in</strong>e Schar aufgeschreckter Vögel stoben die Leute ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r.<br />
Die meisten eilten sofort zum Bahnhof, die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />
trafen sich noch im Kas<strong>in</strong>o, um dort vone<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r Abschied zu<br />
nehmen.<br />
„Na, laß es dir gut gehen — schreib auch mal 'ne Ansichtskarte<br />
— laß dir was Hübsches schenken — Dicker, werd nicht dicker<br />
— Studiosus, kneip nicht zu viel — Herrschaften, <strong>de</strong>nkt an die<br />
Worte <strong>de</strong>s Sergeanten Bülle: ‚Pflegt euren Geist‛,” rief es hell<br />
und laut durche<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r. Dann drückten sich alle zum Abschied<br />
die Hän<strong>de</strong>.<br />
Fritz und Karl mußten zuerst fort; ihr Zug g<strong>in</strong>g schon kurz<br />
nach zwei Uhr. Wenn sie <strong>de</strong>n verpaßten, konnten sie erst abends<br />
um halb neun abfahren. Die Putzkamera<strong>de</strong>n waren schon mit <strong>de</strong>n<br />
kle<strong>in</strong>en Handkoffern vorausgegangen. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />
Mannschaften, die ihre Sachen meist im Tornister mit auf Urlaub<br />
nehmen, ließen die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen <strong>de</strong>n „Affen”, wie <strong>de</strong>r Tornister<br />
genannt wird, natürlich zu Haus; aber <strong>de</strong>n Helm nahmen sie <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r Helmschachtel alle mit, <strong>de</strong>nn es war ihnen wie<strong>de</strong>rholt e<strong>in</strong>geschärft<br />
wor<strong>de</strong>n, sich b<strong>in</strong>nen vierundzwanzig Stun<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r<br />
Ankunft <strong>in</strong> ihrer Heimatstadt unter Vorzeigung <strong>de</strong>s Urlaubspasses<br />
bei <strong>de</strong>m Bezirkskommando o<strong>de</strong>r <strong>in</strong> größeren Städten bei <strong>de</strong>r<br />
Kommandantur zu mel<strong>de</strong>n, und da mußten sie im Dienstanzug<br />
ersche<strong>in</strong>en.<br />
Die Coupés waren überfüllt. Auch Fritz und Karl fuhren<br />
ebenso wie die an<strong>de</strong>ren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen aus Sparsamkeitsrücksichten<br />
mit e<strong>in</strong>em Militärbillett dritter Klasse und saßen mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Soldaten zusammen. Alle waren gleich lustig und fröhlich und<br />
mancher, <strong>de</strong>m das Herz voll war, erzählte <strong>de</strong>n Kamera<strong>de</strong>n von<br />
se<strong>in</strong>en Eltern und Geschwistern, die ihn zu Haus erwarteten; er<br />
schil<strong>de</strong>rte, wie die Se<strong>in</strong>en zu Haus lebten, wie sie sich abmühen<br />
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