Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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Die Schüsse krachten und blitzten im Dunkeln, aber von drüben<br />
wur<strong>de</strong> das Feuer nicht erwi<strong>de</strong>rt. Der Gegner mußte versucht<br />
haben, e<strong>in</strong>e gewaltsame Rekognoszierung zu unternehmen, sah<br />
aber jetzt wohl e<strong>in</strong>, daß er auf überlegene Kräfte gestoßen war,<br />
daß von e<strong>in</strong>er Überrumplung, wie sie geplant se<strong>in</strong> mochte, nicht<br />
die Re<strong>de</strong> se<strong>in</strong> konnte.<br />
Von <strong>de</strong>m Fe<strong>in</strong>d war bald nichts mehr zu sehen. Kavalleriepatrouillen<br />
wur<strong>de</strong>n abgesandt; sie durften jetzt natürlich nicht auf<br />
<strong>de</strong>r Landstraße vorreiten, son<strong>de</strong>rn mußten sich querfel<strong>de</strong><strong>in</strong> ihren<br />
Weg suchen, bis sie dann mit <strong>de</strong>r Meldung zurückkamen: „Der<br />
Fe<strong>in</strong>d zieht sich zurück.”<br />
Die Vorpostenkompanie g<strong>in</strong>g wie<strong>de</strong>r auf ihren Biwakplatz,<br />
aber die Posten vorne mußten noch mehr aufmerksam se<strong>in</strong> als<br />
vorher. Es war nicht ausgeschlossen, daß <strong>de</strong>r Gegner mit neuen,<br />
stärkeren Kräften se<strong>in</strong>e Rekognoszierung wie<strong>de</strong>rholte.<br />
Aber es blieb alles still; ke<strong>in</strong> weiterer Angriff erfolgte.<br />
Endlich brach <strong>de</strong>r Morgen an. Gegen fünf Uhr erhielten die<br />
Posten von <strong>de</strong>r Kompanie ihr Frühstück, e<strong>in</strong>e große Kanne mit<br />
warmem Kaffee. Der tat gut, <strong>de</strong>nn es war doch recht kalt gewesen.<br />
Man lief auf und ab, um sich die etwas steif gelegenen Glie<strong>de</strong>r<br />
gelenkig zu machen und das Blut wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong> Umlauf zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Um sechs Uhr begann <strong>de</strong>r Vormarsch <strong>de</strong>s Regiments. Die<br />
bisherigen Vorposten schlossen sich als letztes Bataillon an.<br />
Dann g<strong>in</strong>g es <strong>de</strong>m Fe<strong>in</strong>d entgegen, <strong>de</strong>r auch se<strong>in</strong>erseits im<br />
Anmarsch war. Nach zwei Stun<strong>de</strong>n trafen die Truppen aufe<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r<br />
und das Gefecht begann.<br />
Das dritte Bataillon blieb <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Reserve; man wollte es so<br />
weit wie möglich schonen, da die Nacht ihm nur wenig Ruhe gebracht<br />
hatte. So lag es jetzt bei <strong>de</strong>n zusammengesetzten Gewehren<br />
und wartete weitere Befehle ab.<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong> solcher kam früher, als man geglaubt hatte. Es galt e<strong>in</strong>e<br />
weitausgreifen<strong>de</strong> Umgehung zu machen, um <strong>de</strong>m Gegner <strong>in</strong> die<br />
Flanke zu fallen und womöglich <strong>de</strong>n Rückzug abzuschnei<strong>de</strong>n.<br />
Über frisch gepflügte Sturzäcker g<strong>in</strong>g <strong>de</strong>r Weg. Da ist es e<strong>in</strong><br />
schweres Vorwärtskommen, <strong>de</strong>nn die von <strong>de</strong>r Sonne hart gebrannten<br />
Erdschollen lassen <strong>de</strong>n Fuß oft ausgleiten, ja sie machen<br />
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