Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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daten nun <strong>de</strong>n Eid schwören, und zwar <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft mit<br />
<strong>de</strong>n bereits früher e<strong>in</strong>gestellten Rekruten.<br />
Vom frühen Morgen an herrschte schon <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kaserne e<strong>in</strong><br />
reges Leben und Treiben. Für die Rekruten war die dritte<br />
Garnitur von <strong>de</strong>r Kammer heruntergegeben wor<strong>de</strong>n und die<br />
Leute, die sonst nur <strong>in</strong> <strong>de</strong>r schlechten Exerzieruniform herumliefen,<br />
kamen sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n guten Röcken und Hosen so feierlich und vornehm<br />
vor, daß sie sich kaum h<strong>in</strong>zusetzen wagten. Auch die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />
hatten natürlich ihren allerbesten Dienstanzug angelegt, und schon<br />
e<strong>in</strong>e Stun<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Antreten auf <strong>de</strong>m Kasernenhof mußten sie<br />
auf ihren Stuben se<strong>in</strong>, um von <strong>de</strong>n Unteroffizieren und Gefreiten<br />
immer wie<strong>de</strong>r aufs neue gemustert zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Endlich ertönte das Kommando zum Herunterrücken. Die<br />
Kompanien traten auf ihrem Appellplatz an, wo die Leute zu<br />
zwei Glie<strong>de</strong>rn genau <strong>de</strong>r Größe nach rangiert wur<strong>de</strong>n. Auch die<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen wur<strong>de</strong>n da mit e<strong>in</strong>gereiht, und so kam es, daß sie heute<br />
zum ersten Male mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren <strong>in</strong> Reih und Glied stan<strong>de</strong>n.<br />
Das war ihnen allen e<strong>in</strong> neues frem<strong>de</strong>s Gefühl. Jetzt merkten<br />
sie eigentlich erst recht, daß es beim Militär ke<strong>in</strong>en Ranges- und<br />
Stan<strong>de</strong>sunterschied gibt, daß sich da alle gleich s<strong>in</strong>d, und das Gefühl,<br />
Angehörige e<strong>in</strong>es großen Ganzen zu se<strong>in</strong>, erfüllte sie mit Stolz<br />
und ließ sie schon heute geloben, <strong>de</strong>n Platz, auf <strong>de</strong>n sie später <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r Kompanie gestellt wür<strong>de</strong>n, nach besten Kräften auszufüllen.<br />
Unter <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>s Hauptmannes und <strong>de</strong>r Kompanieoffiziere<br />
wur<strong>de</strong> bataillonsweise zur Kirche marschiert und dort<br />
wur<strong>de</strong>n kompanieweise die Plätze e<strong>in</strong>genommen.<br />
Als die letzten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kirche e<strong>in</strong>getroffen waren, ertönten<br />
draußen die Klänge <strong>de</strong>r Regimentsmusik und gleich darauf helle<br />
Kommandos. Die Fahnenkompanie, die schon früher abgerückt war,<br />
um aus <strong>de</strong>r Wohnung <strong>de</strong>s Herrn Oberst die Fahnen abzu-holen,<br />
war e<strong>in</strong>getroffen. Gleich darauf wur<strong>de</strong>n sie von <strong>de</strong>n Unteroffizieren,<br />
die die Auszeichnung besitzen, die Feldzeichen bei<br />
allen feierlichen Gelegenheiten tragen zu dürfen, unter Begleitung<br />
<strong>de</strong>r jüngsten Offiziere <strong>de</strong>s Regiments <strong>in</strong> die Kirche gebracht, um<br />
dann auf <strong>de</strong>m Altar Aufstellung zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, so daß die Augen <strong>de</strong>r<br />
jungen Soldaten sie während <strong>de</strong>s ganzen Gottesdienstes vor sich<br />
hatten. Dann begann die Orgel zu spielen, <strong>de</strong>r geme<strong>in</strong>schaftliche<br />
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