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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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sich umsahen, blickten sie <strong>in</strong> das Gesicht ihres Offiziers, <strong>de</strong>s Leutnants<br />

von Dohlen.<br />

Der erste Gedanke, <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> hatten, als sie vor <strong>de</strong>m Leutnant<br />

stan<strong>de</strong>n, war: „Da müssen wir schnell Front machen.” Sie ließen<br />

sich gegenseitig los und e<strong>in</strong>er drängte <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren auf <strong>de</strong>n Fahrdamm,<br />

um dort die vorschriftsmäßige Stellung e<strong>in</strong>zunehmen.<br />

„Lassen Sie das doch, me<strong>in</strong>e Herren,” me<strong>in</strong>te <strong>de</strong>r Offizier<br />

leutselig. „Front macht man nur, wenn <strong>de</strong>r Vorgesetzte von vorne,<br />

niemals aber, wenn er von h<strong>in</strong>ten kommt; das sche<strong>in</strong>en Sie <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r kurzen Instruktionsstun<strong>de</strong> heute morgen noch nicht richtig<br />

erfaßt zu haben. Ich wollte Sie übrigens nur darauf aufmerksam<br />

machen, daß <strong>E<strong>in</strong></strong>jährig-Freiwillige sich auf <strong>de</strong>r Straße nicht unterfassen<br />

o<strong>de</strong>r gar Hand <strong>in</strong> Hand gehen. Das wollen wir doch <strong>de</strong>n<br />

jungen Damenpensionaten überlassen.”<br />

Mit e<strong>in</strong>em freundlichen Gruße schritt <strong>de</strong>r Offizier weiter, um<br />

ebenfalls se<strong>in</strong>e Wohnung aufzusuchen.<br />

„Aber wir s<strong>in</strong>d doch als Pennäler auch immer so gegangen,”<br />

sagte Fritz, als <strong>de</strong>r Leutnant außer Hörweite war, „da hat doch<br />

ke<strong>in</strong> Mensch etwas Unpassen<strong>de</strong>s dar<strong>in</strong> gefun<strong>de</strong>n. Warum dürfen<br />

wir das jetzt nicht mehr? Dar<strong>in</strong> läßt sich doch nichts Unschickliches<br />

f<strong>in</strong><strong>de</strong>n!”<br />

„Zwischen e<strong>in</strong>em Primaner und e<strong>in</strong>em <strong>E<strong>in</strong></strong>jährig-Freiwilligen<br />

sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> vieler H<strong>in</strong>sicht doch e<strong>in</strong> sehr großer Unterschied zu bestehen,<br />

<strong>de</strong>r uns wohl noch oft genug klargemacht wer<strong>de</strong>n wird,” me<strong>in</strong>te<br />

Karl. „Aber nun wollen wir etwas schneller gehen, <strong>de</strong>nn allzuviel<br />

Zeit haben wir bis zum Nachmittagsdienst nicht mehr. Ich b<strong>in</strong><br />

nur begierig, was Frau Krause sagen wird, wenn sie erfährt, daß<br />

wir sie gleich wie<strong>de</strong>r auf vierzehn Tage verlassen.”<br />

Frau Krause war, wie sie sich selbst nannte, e<strong>in</strong>e privilegierte<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>jährig-Freiwilligen-Mutter. Seit<strong>de</strong>m sie ihren Mann, e<strong>in</strong>en<br />

früheren Feldwebel, durch <strong>de</strong>n Tod verloren hatte, vermietete<br />

sie zwei Zimmer ihrer kle<strong>in</strong>en Wohnung jahraus und jahre<strong>in</strong> an<br />

Freiwillige, die alle bezeugten, daß man bei ihr ausgezeichnet<br />

aufgehoben sei. Die Frau war von militärischer Pünktlichkeit und<br />

Sauberkeit, zuverlässig und hatte für alle militärischen Lei<strong>de</strong>n und<br />

Schmerzen ihrer Mieter das richtige Verständnis. Ja, nötigenfalls<br />

hatte sie sogar stets e<strong>in</strong> Trostwort für ihre <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen bei <strong>de</strong>r Hand.<br />

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