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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Als ich vorh<strong>in</strong> die Stube revidierte, schnarchten Sie so fest, daß<br />

ich Sie nicht wecken konnte, und jetzt laufen Sie hier im Freien<br />

herum.”<br />

Der Soldat glaubte <strong>de</strong>n <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen dadurch mil<strong>de</strong> stimmen<br />

zu können, daß er e<strong>in</strong> offenes Geständnis ablegte. So sagte er<br />

<strong>de</strong>nn: „Ich hab' ja nur so getan, Herr Unteroffizier, als ob ich<br />

schliefe. Ich hab' ja auch mit voller Uniform im Bett gelegen<br />

und mich so zuge<strong>de</strong>ckt, daß niemand es sehen konnte. Als Sie<br />

dann eben revidiert hatten, da machte ich, daß ich fortkam.”<br />

„Na, warten Sie,” schalt <strong>de</strong>r Dicke, „<strong>in</strong> Zukunft wer<strong>de</strong> ich<br />

also auch unter die Decken leuchten. Aber nun erzählen Sie mal,<br />

woh<strong>in</strong> wollten Sie <strong>de</strong>nn noch?”<br />

Erichsen schöpfte aus dieser Frage, die lediglich <strong>de</strong>r Feststellung<br />

<strong>de</strong>r Tatsachen galt, die eitle Hoffnung, er könne doch noch<br />

ans Ziel gelangen, wenn er offen und frei spreche.<br />

„Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gela<strong>de</strong>n, Herr Unteroffizier; <strong>de</strong>r Vere<strong>in</strong> ‚Konkordia‛<br />

hat heute e<strong>in</strong>en großen Ball. Me<strong>in</strong>e Braut ist auch da;<br />

sie hat Urlaub von ihrer Herrschaft bis morgen früh um sechs,<br />

und ich habe ihr fest versprochen, noch auf 'ne Stun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r zwei<br />

h<strong>in</strong>zukommen. Und wenn ich dann dagewesen b<strong>in</strong>, komme ich<br />

auch ganz von selbst wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong> die Kaserne zurück.”<br />

„Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, aber sicherer ist es mir<br />

doch, Sie gehen jetzt gleich mit mir.”<br />

Erichsen verlegte sich aufs Bitten, aber <strong>de</strong>r Dicke schnitt ihm<br />

kurz das Wort ab. „Wie Sie wissen, b<strong>in</strong> ich heute Unteroffizier<br />

vom Dienst; da b<strong>in</strong> ich doppelt und dreifach Ihr Vorgesetzter<br />

und als solcher befehle ich Ihnen, mir zu folgen. Machen Sie<br />

unterwegs <strong>de</strong>n Versuch, fortzulaufen, dann geht es Ihnen schlecht;<br />

das sage ich Ihnen im voraus, damit Sie sich später nicht etwa<br />

über e<strong>in</strong>e etwas unfreundliche Behandlung me<strong>in</strong>erseits wun<strong>de</strong>rn.”<br />

Der Mann mochte e<strong>in</strong>sehen, daß es das klügste war, zu folgen.<br />

Re<strong>in</strong>gefallen war er nun schon; jetzt galt es, mit e<strong>in</strong>er möglichst<br />

ger<strong>in</strong>gen Strafe davonzukommen.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Viertelstun<strong>de</strong> lieferte <strong>de</strong>r Dicke <strong>de</strong>n Mann auf<br />

<strong>de</strong>r Kasernenwache ab; dort blieb er die Nacht über als Wachtarrestant,<br />

bis am nächsten Morgen die Vorgesetzten entschei<strong>de</strong>n<br />

wür<strong>de</strong>n, was mit ihm geschehen solle.<br />

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