Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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er ebenso wie alle an<strong>de</strong>ren Sachen bei sich im Zelt gehabt hatte,<br />
auf <strong>de</strong>n Rücken, setzte sich <strong>de</strong>n Helm auf <strong>de</strong>n Kopf und eilte, so<br />
schnell er konnte, zur Kompanie.<br />
„Ich mel<strong>de</strong> mich zur Stelle.”<br />
Man lachte, als er jetzt als Nachzügler auf <strong>de</strong>r Bildfläche erschien;<br />
auch die Offiziere freuten sich.<br />
„Na, gut geschlafen, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger?” neckten ihn die Vorgesetzten.<br />
„Danke gehorsamst, ausgezeichnet, Herr Hauptmann, aber ich<br />
bitte um Verzeihung —”<br />
„Re<strong>de</strong>n Sie nicht, son<strong>de</strong>rn machen Sie, daß Sie auf Ihren<br />
Platz kommen,” unterbrach ihn <strong>de</strong>r Hauptmann lustig. „Die<br />
Sache kann je<strong>de</strong>n Augenblick losgehen.”<br />
Aber die Erwartung wur<strong>de</strong> nicht erfüllt. <strong>E<strong>in</strong></strong>e Viertelstun<strong>de</strong><br />
nach <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren verg<strong>in</strong>g, ohne daß <strong>de</strong>r Befehl zum Vormarsch<br />
erfolgte.<br />
Die Kavallerie war schon vorausgetrabt, es kamen auch<br />
Meldungen zurück; aber trotz<strong>de</strong>m dauerte es noch lange, bis es<br />
endlich hieß: „Antreten!”<br />
Fast an<strong>de</strong>rthalb Stun<strong>de</strong>n hatte man mit <strong>de</strong>m Gewehr <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Hand dagestan<strong>de</strong>n; die Füße und die Be<strong>in</strong>e waren lahm und steif.<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong> flotter Marsch hätte sie schnell wie<strong>de</strong>r geschmeidig gemacht,<br />
aber von <strong>de</strong>m war auch jetzt noch nicht die Re<strong>de</strong>.<br />
Schon nach wenigen M<strong>in</strong>uten hieß es wie<strong>de</strong>r: „Halt!” Man<br />
mußte die Artillerie vorbeilassen, auch die Pioniere wur<strong>de</strong>n<br />
an die Spitze befohlen. Nach e<strong>in</strong>er halben Stun<strong>de</strong> hieß es endlich<br />
wie<strong>de</strong>r: „Marsch!” dann von neuem: „Halt!”<br />
Und doch donnerten da vorne schon die Kanonen, und auch<br />
die Avantgar<strong>de</strong><strong>in</strong>fanterie war auf <strong>de</strong>n Fe<strong>in</strong>d gestoßen.<br />
Es war fast neun Uhr, als endlich <strong>de</strong>r allgeme<strong>in</strong>e Vormarsch<br />
begann, und heute bekamen alle e<strong>in</strong>en Begriff davon, wie es im<br />
Kriege zugeht. Da gibt es auch nicht immer e<strong>in</strong> flottes Drauflosmarschieren;<br />
da muß man oft stun<strong>de</strong>nlang auf e<strong>in</strong>en Befehl<br />
warten, <strong>de</strong>nn je größer <strong>de</strong>r Truppenverband ist, <strong>de</strong>sto schwieriger<br />
und langsamer vollzieht sich <strong>de</strong>r Aufmarsch und die Gefechtsentwicklung.<br />
Schon um e<strong>in</strong> Uhr war <strong>de</strong>r Kampf zu En<strong>de</strong>, ohne daß es eigentlich<br />
zu e<strong>in</strong>em Gefecht gekommen war. Man hatte <strong>de</strong>n Erfolg<br />
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