Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Das machte <strong>de</strong>m Sergeanten das größte Vergnügen,<br />
wenn jemand se<strong>in</strong>en Drohungen glaubte, von <strong>de</strong>ren Wahrheit er<br />
selbst am allerwenigsten überzeugt war.<br />
So stöhnte <strong>de</strong>r dicke Schmidt <strong>de</strong>nn laut auf, die an<strong>de</strong>ren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />
aber f<strong>in</strong>gen an zu lachen, und selbst <strong>de</strong>r Sergeant verzog<br />
<strong>de</strong>n Mund zu e<strong>in</strong>em Lächeln, dann aber sagte er ansche<strong>in</strong>end ganz<br />
ernsthaft: „Ich bitte die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen, nicht zu lachen, <strong>de</strong>nn bei<br />
Lebzeiten lacht e<strong>in</strong> Soldat überhaupt nicht. Und wenn <strong>de</strong>r <strong>E<strong>in</strong></strong>jährig-Freiwillige<br />
Schmidt stöhnt, so hat er sehr recht damit getan;<br />
vor allen D<strong>in</strong>gen aber beweist dieser Seufzer se<strong>in</strong>en Geist und se<strong>in</strong>e<br />
hohe Intelligenz, <strong>de</strong>nn er sieht klar und <strong>de</strong>utlich e<strong>in</strong>, was ihm<br />
bevorsteht. Und <strong>de</strong>r Geist ist die Hauptsache. Na, kommen Sie<br />
gleich e<strong>in</strong>mal her, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger Schmidt; ich wer<strong>de</strong> Sie mit zarter<br />
Hand weiter <strong>in</strong> die Geheimnisse <strong>de</strong>s langsamen Schrittes e<strong>in</strong>führen.”<br />
Der Dicke stöhnte von neuem laut auf und unwillkürlich sah<br />
er sich hilfesuchend um. Da bemerkte er, nur wenige Schritte<br />
entfernt, se<strong>in</strong>en Leutnant von Dohlen stehen; <strong>de</strong>r hatte die Re<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Sergeanten mit angehört, und daß sie auch ihm Spaß gemacht<br />
hatte, verriet se<strong>in</strong> vergnügtes Gesicht. Jetzt w<strong>in</strong>kte er <strong>de</strong>m Dicken<br />
mit <strong>de</strong>n Augen aufmunternd zu, so daß <strong>de</strong>r gleich wußte, „dir<br />
passiert nicht Böses”. Und als <strong>de</strong>r Sergeant ihn nun vornahm,<br />
da merkte er sehr bald aufs neue, daß diejenigen Vorgesetzten,<br />
die am meisten drohen und schelten, die harmlosesten s<strong>in</strong>d.<br />
Man war <strong>in</strong>zwischen natürlich von <strong>de</strong>m langsamen Schritt<br />
auch schon zu <strong>de</strong>m Geschw<strong>in</strong>dschritt übergegangen; aber das Alte<br />
wur<strong>de</strong> zwischendurch immer wie<strong>de</strong>rholt, ebenso wie die e<strong>in</strong>fachsten<br />
Freiübungen auch jetzt noch abwechselnd mit <strong>de</strong>n schwierigeren durchgenommen<br />
wur<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>n Gewehrgriffen war man bei <strong>de</strong>m<br />
Präsentieren und <strong>de</strong>m La<strong>de</strong>n mit Exerzierpatronen angekommen,<br />
<strong>de</strong>nn die scharfe Munition bekommt <strong>de</strong>r Soldat nur auf <strong>de</strong>m<br />
Schießplatz <strong>in</strong> die Hand, und auch da wird auf das strengste aufgepaßt,<br />
daß mit <strong>de</strong>n scharfen Patronen ke<strong>in</strong> Unfug irgendwelcher<br />
Art getrieben wird.<br />
Der Tag, an <strong>de</strong>m die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen zum ersten Male scharf<br />
schießen sollten, war für die nächste Woche festgesetzt und alle<br />
waren <strong>in</strong> großer Aufregung, wie die Sache verlaufen wür<strong>de</strong>.<br />
Je<strong>de</strong>r wollte natürlich se<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung erfüllen, das heißt, mit<br />
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