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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Studiosus, „e<strong>in</strong>en Ozean möchte ich leer tr<strong>in</strong>ken — ach, nicht nur<br />

e<strong>in</strong>en, son<strong>de</strong>rn alle fünf!”<br />

„Na, dann tr<strong>in</strong>ken Sie doch!” neckten die Kamera<strong>de</strong>n.<br />

„Aber was?” klagte <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re. „Wasser mag ich nicht, Bier<br />

macht mü<strong>de</strong>, We<strong>in</strong> ist zu teuer — es müßte noch e<strong>in</strong>e an<strong>de</strong>re<br />

Flüssigkeit erfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n!”<br />

Dem Studiosus war es halb und halb ernst mit se<strong>in</strong>en Worten.<br />

Er hatte auf <strong>de</strong>r Universität etwas reichlich gekneipt, mehr weil<br />

das so Brauch war, als weil es ihm schmeckte. Nun brachte <strong>de</strong>r<br />

Dienst es mit sich, daß er sehr mäßig wur<strong>de</strong>. Das gefiel ihm<br />

ausgezeichnet und vor allen D<strong>in</strong>gen bekam es ihm sehr gut; er<br />

war stets frisch und munter, hatte <strong>de</strong>s Morgens nie mehr Kopfschmerzen,<br />

wie früher oft, und er hätte das Wort Durst nie mehr<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Mund genommen, wenn er es als früherer Stu<strong>de</strong>nt nicht<br />

unter se<strong>in</strong>er Wür<strong>de</strong> gehalten hätte, gar nicht mehr vom Tr<strong>in</strong>ken<br />

zu sprechen.<br />

Die an<strong>de</strong>ren ließen ihm das Vergnügen, ja, sie freuten sich,<br />

daß er so viel davon sprach, <strong>de</strong>nn es ist ja e<strong>in</strong>e alte Geschichte,<br />

daß man e<strong>in</strong>e Klage, die man oft auf <strong>de</strong>n Lippen führt, nicht ernst<br />

me<strong>in</strong>t. Je mehr uns e<strong>in</strong>e Sache wirklich beschäftigt, <strong>de</strong>sto weniger<br />

sprechen wir darüber.<br />

Mit Rücksicht auf <strong>de</strong>n anstrengen<strong>de</strong>n Vormittagsdienst war am<br />

Nachmittag nur Turnen. „Paßt auf, K<strong>in</strong><strong>de</strong>r,” sagte <strong>de</strong>r Dicke,<br />

„heute dürfen wir e<strong>in</strong>mal wie<strong>de</strong>r zur Extrabelohnung, wie Sergeant<br />

Bülle es nennt, die berühmte H<strong>in</strong><strong>de</strong>rnisbahn nehmen.”<br />

Und er behielt recht damit.<br />

Zuerst wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Geräten geturnt, am<br />

Querbaum, wie man das Reck nennt, und am Sprunggestell.<br />

An<strong>de</strong>res Geräteturnen gibt es beim Militär nicht. Barren, Sprungkasten<br />

und das schweben<strong>de</strong> Reck s<strong>in</strong>d unbekannt und nur im<br />

Ka<strong>de</strong>ttenkorps, sowie <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Turnanstalt, wo die Offiziere zu Turnlehrern<br />

ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, vorhan<strong>de</strong>n. Auf kühne Übungen wird<br />

überhaupt ke<strong>in</strong> Wert gelegt, son<strong>de</strong>rn nur darauf, daß die<br />

vorschriftsmäßigen Übungen, die so e<strong>in</strong>fach s<strong>in</strong>d, daß selbst <strong>de</strong>r<br />

Ungeschickteste sie erlernen kann, von allen <strong>in</strong> gleicher Weise<br />

genau und gut gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Manche von <strong>de</strong>n <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen entbehrten es wirklich, das, was<br />

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