Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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Aber als er dann sah, daß auch die Mannschaften sich über ihn<br />
amüsierten, und zwar selbst dann, wenn sie es nicht sollten, hatte<br />
er sich vorgenommen, ihnen bald je<strong>de</strong> Gelegenheit, sich über ihn<br />
lustig zu machen, zu nehmen. Er wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong> ta<strong>de</strong>lloser Soldat, e<strong>in</strong><br />
strammer Korporalschaftsführer, und damit auch se<strong>in</strong>e äußere<br />
Ersche<strong>in</strong>ung ke<strong>in</strong>e Veranlassung mehr zu faulen Witzen bot,<br />
machte er die re<strong>in</strong>e Entfettungskur durch. Er aß sich nur e<strong>in</strong>mal<br />
am Tage satt, beschränkte das Tr<strong>in</strong>ken auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum und<br />
machte reichlich Freiübungen.. Er wollte schlank wer<strong>de</strong>n, und er<br />
wur<strong>de</strong> es auch, weil er danach lebte.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs betrieb er se<strong>in</strong>e Kur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dienstperio<strong>de</strong>, wie sie<br />
i<strong>de</strong>aler für se<strong>in</strong>e Zwecke nicht gedacht wer<strong>de</strong>n konnte. Es war<br />
jetzt die Zeit <strong>de</strong>s Bataillonsexerzierens und <strong>de</strong>r Felddienstübungen,<br />
die teils <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r Kompanie, teils <strong>in</strong> größeren Verbän<strong>de</strong>n<br />
stattfan<strong>de</strong>n. Da gab es stun<strong>de</strong>nlange Anmärsche, bis man <strong>de</strong>n<br />
Ren<strong>de</strong>zvousplatz erreicht hatte, und wenn man sich auch erst im<br />
Monat Mai befand, so brannte die Sonne doch oftmals schon<br />
ganz gehörig, so daß mancher Schweißtropfen zur Er<strong>de</strong> nie<strong>de</strong>rfloß.<br />
Die Mannschaften stärkten sich dann unterwegs mit <strong>de</strong>m Frühstück,<br />
das sie aus <strong>de</strong>r Kaserne mitgenommen hatten, und mit <strong>de</strong>m<br />
kalten Kaffee, <strong>de</strong>n sie <strong>in</strong> ihren Feldflaschen trugen. Der e<strong>in</strong>zige,<br />
<strong>de</strong>r unterwegs nicht e<strong>in</strong>en Bissen aß und nicht e<strong>in</strong>en Schluck zu<br />
sich nahm, war <strong>de</strong>r Dicke. Er litt dabei, beson<strong>de</strong>rs anfänglich,<br />
große Qualen, aber er sagte sich: Ich will nicht! und er blieb auch<br />
stets im Kampf mit sich <strong>de</strong>r Sieger. Um sich diese Entbehrungen<br />
zu erleichtern, log er sich am Anfang selbst vor, er frühstücke nur<br />
<strong>de</strong>shalb unterwegs nichts, weil er sich se<strong>in</strong>en schönen Appetit auf<br />
das Mittagessen nicht ver<strong>de</strong>rben wolle. Er versuchte auch die<br />
an<strong>de</strong>ren Kamera<strong>de</strong>n zu gew<strong>in</strong>nen, sich zu dieser Theorie zu bekennen,<br />
aber diese hatten es nicht erst nötig, schlank zu wer<strong>de</strong>n,<br />
und g<strong>in</strong>gen daher nicht darauf e<strong>in</strong>. Im Gegenteil, sie behaupteten<br />
scherzend, das Frühstück unterwegs sei das Schönste an <strong>de</strong>r ganzen<br />
Felddienstübung. Namentlich die belegten Butterbrote, die Mutter<br />
Krause für Fritz und Karl zu machen pflegte, erfreuten sich bald<br />
solcher Beliebtheit, daß Fritz und Karl oft so viel davon an die<br />
Kamera<strong>de</strong>n fortgeben mußten, daß für sie selbst kaum noch etwas<br />
übrigblieb. Wenn sie das dann <strong>de</strong>r Mutter Krause erzählten,<br />
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