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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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ausruhen und habe etwas Zeit, mich zu erholen. Aber wenn es<br />

endlich so weit ist, dann tut es mir doch immer wie<strong>de</strong>r leid.”<br />

„Na, we<strong>in</strong>en Sie nur nicht, Mutter Krause,” sagte Karl und<br />

legte se<strong>in</strong>e Hand auf ihre Schulter, „wir kommen ja bald wie<strong>de</strong>r.”<br />

„Dann bleiben Sie e<strong>in</strong> paar Wochen hier, gehen wie<strong>de</strong>r weg,<br />

<strong>in</strong>s Manöver, und dann gehen Sie ganz fort.”<br />

Mutter Krause zerdrückte <strong>in</strong> ihren Augen wirklich e<strong>in</strong>e richtige<br />

Träne.<br />

„Na, so weit s<strong>in</strong>d wir ja noch lange nicht,” beruhigte Fritz sie,<br />

„und wenn es erst so weit ist, dann s<strong>in</strong>d Sie vielleicht sehr froh,<br />

daß Sie uns los s<strong>in</strong>d,” versuchte er zu scherzen. „Wer weiß, was<br />

für brave Knaben im nächsten <strong>Jahr</strong> zu Ihnen kommen. Aber es<br />

kann nichts helfen. Geben Sie uns noch mal die Hand; es ist die<br />

höchste Zeit, wir müssen fort. Auf Wie<strong>de</strong>rsehen, Mutter Krause!”<br />

Die bei<strong>de</strong>n <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen eilten schnell zur Kaserne. Dort fan<strong>de</strong>n<br />

sie die meisten Leute schon feldmarschmäßig angezogen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Stube vor, so daß das Ausrücken sofort erfolgen konnte, als es<br />

befohlen wur<strong>de</strong>.<br />

Mit <strong>de</strong>m Glockenschlag wur<strong>de</strong> abmarschiert, die Musik voran.<br />

Unter <strong>de</strong>n Klängen <strong>de</strong>s Lie<strong>de</strong>s: „Muß i <strong>de</strong>nn, muß i <strong>de</strong>nn zum<br />

Städtele 'naus” g<strong>in</strong>g es durch die Straßen <strong>de</strong>r Stadt.<br />

Nicht auf <strong>de</strong>m Personen-, son<strong>de</strong>rn auf <strong>de</strong>m Güterbahnhof<br />

stand <strong>de</strong>r endlos lange, mit zwei Lokomotiven bespannte Extrazug<br />

bereit. Die Leute waren schon auf <strong>de</strong>m Kasernenhof waggonweise<br />

e<strong>in</strong>geteilt wor<strong>de</strong>n. Fl<strong>in</strong>k stellte sich immer e<strong>in</strong>e Sektion von zehn<br />

Mann neben e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r offenen Türen. Auf das Kommando:<br />

„<strong>E<strong>in</strong></strong>steigen!” nahmen je fünf Mann auf je<strong>de</strong>r Bank Platz, <strong>de</strong>n<br />

Helm auf <strong>de</strong>m Kopf, das Gewehr zwischen <strong>de</strong>n Knien, <strong>de</strong>n Tornister<br />

unter die Bank geschoben.<br />

Die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen fuhren nicht zusammen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abteil,<br />

son<strong>de</strong>rn kompanieweise mit ihren Unteroffizieren.<br />

Schon lange vor Abgang <strong>de</strong>s Zuges hatten alle ihre Plätze<br />

e<strong>in</strong>genommen, aber trotz<strong>de</strong>m konnte die Abfahrt nicht pünktlich<br />

erfolgen. Das lag daran, daß die bei<strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong> <strong>de</strong>s e<strong>in</strong>en Majors<br />

sich dagegen sträubten, verla<strong>de</strong>n zu wer<strong>de</strong>n. Die Gäule schlugen<br />

vorn und h<strong>in</strong>ten aus und waren we<strong>de</strong>r mit Güte noch mit Strenge<br />

zu bewegen, <strong>de</strong>n Viehwagen zu betreten.<br />

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