Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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Geschenke zu machen, und wußten auch, daß diese etwaige Gaben<br />
nicht angenommen hätten. Nun bot sich ihnen Gelegenheit, ihnen<br />
allen e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Aufmerksamkeit zu erweisen, und bald saßen sie<br />
um die dampfen<strong>de</strong> Punschterr<strong>in</strong>e. Man lachte und scherzte, und<br />
namentlich <strong>de</strong>r Sergeant Bülle erwies sich als e<strong>in</strong> recht fröhlicher<br />
Mensch, <strong>de</strong>r <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lustigen Wortgefecht mit Karl ke<strong>in</strong>e Antwort<br />
schuldig blieb, ja zuletzt sogar als Sieger aus <strong>de</strong>m Streit hervorg<strong>in</strong>g.<br />
„Der Geist ist die Hauptsache, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger,” sagte er, während<br />
er vor Vergnügen strahlte, „<strong>de</strong>r Geist muß überall se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />
Fußspitzen und <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Be<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Gewehrhaltung und vor<br />
allen D<strong>in</strong>gen im Para<strong>de</strong>marsch. Aber hauptsächlich gehört <strong>de</strong>r<br />
Geist doch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Kopf, das können Sie mir glauben.”<br />
Es war fast zwei Uhr, als Fritz und Karl aufbrachen, um nach<br />
Haus zu gehen. Doch unten im großen Saal dachte noch ke<strong>in</strong><br />
Mensch an <strong>de</strong>n Heimweg. Die Musik spielte unermüdlich e<strong>in</strong>en<br />
Walzer nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren und im langsamen Tempo drehten<br />
und schoben sich die Paare durch das Gewühl. Bis vier Uhr war<br />
offizieller Ball; da wäre es doch gera<strong>de</strong>zu e<strong>in</strong> Und<strong>in</strong>g gewesen,<br />
jetzt schon mit <strong>de</strong>m Tanzen aufzuhören.<br />
Aber für die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen wur<strong>de</strong> es doch Zeit zu gehen, <strong>de</strong>nn<br />
die Stimmung <strong>de</strong>r Mannschaften f<strong>in</strong>g an, immer lebhafter zu<br />
wer<strong>de</strong>n. Das reichlich gespen<strong>de</strong>te Freibier begann se<strong>in</strong>e Wirkung<br />
zu äußern; die Unteroffiziere und Gefreiten, die mit <strong>de</strong>m Offizier<br />
zusammen die Aufsicht führten, hatten jetzt schon hie und da<br />
e<strong>in</strong>en Streit zu schlichten. Übrigens war die Sache ke<strong>in</strong>eswegs<br />
schlimm; wenn die erregten Gemüter bei solchen Gelegenheiten<br />
auch noch so lei<strong>de</strong>nschaftlich aufe<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rplatzen, ist das nie so<br />
böse geme<strong>in</strong>t, wie es vielleicht aussieht.<br />
Dr<strong>in</strong>nen im Saal hatte von <strong>de</strong>m Tabak, <strong>de</strong>m Bier und <strong>de</strong>n<br />
vielen Menschen e<strong>in</strong>e entsetzliche Atmosphäre geherrscht; jetzt<br />
atmeten die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen or<strong>de</strong>ntlich auf, als ihnen draußen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
zwar kalten, aber sternenklaren W<strong>in</strong>ternacht die frische Luft<br />
entgegenschlug.<br />
„K<strong>in</strong><strong>de</strong>r, ist das schön!” rief Karl. „Wollen wir <strong>de</strong>nn wirklich<br />
schon nach Haus gehen? Ich f<strong>in</strong><strong>de</strong>, wir haben heute so viel schlechtes<br />
Zeug e<strong>in</strong>geatmet, daß wir gut täten, noch e<strong>in</strong>e halbe Stun<strong>de</strong><br />
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