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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Die Artilleriekapelle begann zuerst zu spielen, die Kavallerie<br />

folgte, die Infanterie setzte e<strong>in</strong>, und <strong>in</strong> je<strong>de</strong>m Lager erklang die<br />

Melodie <strong>de</strong>s Lie<strong>de</strong>s: „Wir beten an die Macht <strong>de</strong>r Liebe.”<br />

Der letzte Ton <strong>de</strong>s Lie<strong>de</strong>s war verhallt; e<strong>in</strong> Trommelwirbel<br />

folgte, dann wur<strong>de</strong> es still.<br />

Alle legten sich früh <strong>in</strong>s Stroh. Die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen-Unteroffiziere<br />

hatten zuerst daran gedacht, sich heute abend bei e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />

Punsch am Lagerfeuer zusammenzuf<strong>in</strong><strong>de</strong>n; aber sie waren<br />

doch mü<strong>de</strong>, und morgen war auch noch e<strong>in</strong> Tag, <strong>de</strong>r letzte zwar,<br />

aber gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb konnte er noch sehr anstrengend wer<strong>de</strong>n.<br />

Doch es wur<strong>de</strong> nicht so schlimm, wie man gedacht hatte.<br />

Schon um elf Uhr kam das Signal: „Das Ganze — halt!”<br />

Das bil<strong>de</strong>te im Gegensatz zu <strong>de</strong>m sonstigen Signal „Halt!”<br />

das Zeichen, daß die Manöver nicht wie sonst unterbrochen<br />

wur<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn daß sie been<strong>de</strong>t seien. Die Truppen brauchten<br />

nicht erst das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r oft sehr langen Kritik abzuwarten, son<strong>de</strong>rn<br />

konnten sofort <strong>de</strong>n Abmarsch antreten.<br />

Es g<strong>in</strong>g zu e<strong>in</strong>er etwa sechs Kilometer entfernten Station,<br />

von <strong>de</strong>r aus die Rückbeför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Regimenter mit <strong>de</strong>r Eisenbahn<br />

erfolgen sollte.<br />

Die Abfahrtszeit e<strong>in</strong>es je<strong>de</strong>n Truppenteils war auf die M<strong>in</strong>ute<br />

festgesetzt. Zahllose Extrazüge mußten abgelassen wer<strong>de</strong>n. Da<br />

galt es für e<strong>in</strong>ige Abteilungen bis zum Abend und teilweise bis<br />

<strong>in</strong> die Nacht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu warten, ehe sie an die Reihe kamen.<br />

In <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Bahnhofs wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong> Biwak bezogen;<br />

es wur<strong>de</strong> abgekocht, worauf man versuchte, sich, so gut es g<strong>in</strong>g,<br />

die Zeit zu kürzen.<br />

Das Warten machte ungeduldig, und das Herumstehen und<br />

herumliegen auf <strong>de</strong>r harten Er<strong>de</strong> ermü<strong>de</strong>te; aber die gute Laune<br />

behielt schließlich doch die Oberhand. Die Leute dachten an die<br />

Kavallerie und die Artillerie, die <strong>in</strong> ihre Garnisonen zurückmarschieren<br />

mußten. Das konnte vier bis fünf Tage dauern, ehe<br />

die ihre Kasernen erreichten, und sie selbst waren schon morgen<br />

früh zu Hause.<br />

Die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen hatten Erlaubnis erhalten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nahegelegenen<br />

Restaurant Mittag zu essen. Dort wollten sich endlich<br />

alle wie<strong>de</strong>r vere<strong>in</strong>en, <strong>de</strong>nn die Quartiere <strong>de</strong>s Regiments waren<br />

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