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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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an. Das war doch gar nicht möglich, daß außer <strong>de</strong>m Dicken auch<br />

nicht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger von ihnen allen die Knöpfe bekommen hatte!<br />

Der Dicke las <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Gesichtern <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren die große Enttäuschung,<br />

und so fuhr er fort: „Ich b<strong>in</strong> ja selbst traurig, daß ich<br />

euch ke<strong>in</strong>e bessere Nachricht mitteilen kann, aber hier steht es<br />

klar und <strong>de</strong>utlich geschrieben: ‚Soeben hat <strong>de</strong>r Herr Oberst die<br />

Be-för<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r sämtlichen <strong>E<strong>in</strong></strong>jährig-Freiwilligen zu Gefreiten<br />

unterzeichnet. Sie wird morgen dienstlich bekannt gegeben. Der<br />

Herr Oberst hat mich beauftragt, Ihnen allen Ihre Beför<strong>de</strong>-rung<br />

schon heute mitzuteilen. Herzlichste Glückwünsche!<br />

v.Scholten, Regimentsadjutant.‛”<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> donnern<strong>de</strong>s Hurra war die Antwort. Avanciert — Gefreiter<br />

— also war das Ziel doch erreicht wor<strong>de</strong>n. Das war e<strong>in</strong><br />

Hän<strong>de</strong>drücken und e<strong>in</strong> Gratulieren! Aber <strong>de</strong>r Dicke sollte es büßen,<br />

daß er ihnen e<strong>in</strong>en solchen Schrecken e<strong>in</strong>gejagt hatte, und ehe <strong>de</strong>r<br />

wußte, wie ihm geschah, war er über <strong>de</strong>n Tisch gelehnt, und lachend<br />

schlugen die an<strong>de</strong>ren auf ihn e<strong>in</strong>.<br />

Der Dicke strampelte mit Hän<strong>de</strong>n und Füßen, aber das half<br />

ihm alles nichts. Als er dann endlich losgelassen war, sagte er:<br />

„So, K<strong>in</strong><strong>de</strong>r, nun will ich euch mal was verraten. Dieser Brief<br />

ist gar nicht vom Regimentsbureau, <strong>de</strong>n habe ich selbst geschrieben.”<br />

Aber auf diesen Witz fiel niemand h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, zumal das Schreiben<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ecke <strong>de</strong>n Dienststempel <strong>de</strong>s Regimentsbureaus trug.<br />

„Haben die Herren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährig-Freiwilligen Gefreiten sonst<br />

noch Befehle für mich?” fragte die Ordonnanz.<br />

„Ach so, das soll wohl heißen, daß wir Ihnen noch das Tr<strong>in</strong>kgeld<br />

für die frohe Botschaft schuldig s<strong>in</strong>d?” rief <strong>de</strong>r Dicke lustig.<br />

„Na, hier, me<strong>in</strong> Sohn, hier haben Sie e<strong>in</strong>en Taler; <strong>de</strong>n vertr<strong>in</strong>ken<br />

Sie auf unser Wohlergehen, aber nicht auf e<strong>in</strong>mal, sonst könnte<br />

Ihnen das leicht schlecht bekommen.”<br />

Freu<strong>de</strong>strahlend zog <strong>de</strong>r Soldat von dannen, und glücklich<br />

und lustig blieben die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen bis spät am Abend beisammen.<br />

Alle Befürchtungen hatten sich als unnötig erwiesen. Fritz schämte<br />

sich fast, daß er <strong>de</strong>n Vorgesetzten zugetraut hatte, sie könnten se<strong>in</strong>e<br />

gewissenhafte Pflichterfüllung nicht anerkennen, und <strong>de</strong>r Dicke<br />

war glücklich, daß se<strong>in</strong>e Füße e<strong>in</strong>geschlafen gewesen waren. In<br />

längerer, humoristischer Re<strong>de</strong> vertrat er jetzt sogar die Ansicht,<br />

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