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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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am meisten! Die Ruhe ist die Hauptsache. Sie brauchen ke<strong>in</strong>e<br />

Angst zu haben, ich halte für Sie die Daumen; die habe ich schon<br />

so oft halten müssen, daß ich ganz genau weiß, wie man es tun<br />

muß, damit die Sache auch <strong>de</strong>n nötigen Erfolg hat. Auf das<br />

Daumenkneifen alle<strong>in</strong> kommt es nicht an, son<strong>de</strong>rn auf <strong>de</strong>n Kniff<br />

beim Kneifen, und <strong>de</strong>n habe ich 'raus. So, nun tr<strong>in</strong>ken Sie noch<br />

e<strong>in</strong>e Tasse Kaffee und dann fort mit Ihnen zur Kaserne! Aber<br />

das sage ich Ihnen, wenn Sie sich heute morgen blamieren, dann<br />

blamieren Sie auch mich, und dann ist es aus mit unserer Freundschaft.<br />

Wer bisher bei mir wohnte, <strong>de</strong>r hat se<strong>in</strong>e Sache immer noch<br />

gut gemacht, und ich hoffe, daß Sie <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht ke<strong>in</strong>e unrühmliche<br />

Ausnahme bil<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.”<br />

Fritz und Karl hatten sich bei <strong>de</strong>n energischen Worten <strong>de</strong>r<br />

Mutter Krause or<strong>de</strong>ntlich geschämt. Jetzt richteten sich bei<strong>de</strong> stolz<br />

auf und reichten ihrer Wirt<strong>in</strong> die Hand. „Nur ke<strong>in</strong>e Angst, Mutter<br />

Krause, wir wer<strong>de</strong>n die Sache schon gut machen!”<br />

Dann eilten sie zur Kaserne, um sich umzuziehen. Dort<br />

herrschte heute e<strong>in</strong>e noch viel größere Aufregung als sonst, wobei<br />

beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>m Anzug große Aufmerksamkeit zugewen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />

Auch die Vorgesetzten hatten e<strong>in</strong> festliches Gewand angelegt;<br />

die Knöpfe und die Stiefel <strong>de</strong>r Gefreiten und Unteroffiziere<br />

blitzten wie eitel Gold, und Sergeant Bülle hatte über se<strong>in</strong>e umfangreichen<br />

Hän<strong>de</strong> e<strong>in</strong> Paar nagelneue Handschuhe gezogen, die<br />

weißer waren als <strong>de</strong>r Schnee. Selbst Leutnant von Dohlen trug<br />

e<strong>in</strong>e bessere Uniform. Obwohl sich die Vorgesetzten bemühten,<br />

so ruhig wie nur möglich zu ersche<strong>in</strong>en, um ihren Untergebenen<br />

auch <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht mit <strong>de</strong>m besten Beispiel voranzugehen,<br />

so konnten sie doch e<strong>in</strong>e leichte Erregung nicht verbergen, <strong>de</strong>nn<br />

heute sollte es sich zeigen, ob sie gute Lehrer gewesen waren o<strong>de</strong>r<br />

nicht. An <strong>de</strong>m nötigen Fleiß und <strong>de</strong>m nötigen Eifer hatte es<br />

ke<strong>in</strong>er von ihnen fehlen lassen; nun wollten sie auch Lob und<br />

Anerkennung f<strong>in</strong><strong>de</strong>n und doch wußten sie aus Erfahrung, wie oft<br />

e<strong>in</strong> unglücklicher Zufall gera<strong>de</strong> das, was sonst immer am besten<br />

klappt, vorbeigel<strong>in</strong>gen lassen kann.<br />

Für neun Uhr hatte <strong>de</strong>r Herr Oberst se<strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>en angemel<strong>de</strong>t<br />

und schon e<strong>in</strong>e Viertelstun<strong>de</strong> vorher kamen die Herren Hauptleute<br />

und Stabsoffiziere.<br />

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