Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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e<strong>in</strong>en Befehl bekommen, dann ist es Ihre Pflicht, diesen Befehl<br />
zunächst auszuführen. Glauben Sie, daß Ihnen mit <strong>de</strong>m Befehl<br />
unrecht getan ist, dann steht Ihnen am nächsten Tage das Recht<br />
zu, sich darüber zu beschweren.”<br />
„Das wer<strong>de</strong> ich auch tun, darüber können <strong>de</strong>r Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige<br />
vollständig beruhigt se<strong>in</strong>,” gab Müller trotzig zur Antwort, aber<br />
trotz<strong>de</strong>m schob sich die breite Gestalt jetzt doch langsam zur Tür<br />
zurück.<br />
„Also, die Mütze soll ich abnehmen, und die Pfeife darf ich<br />
nicht im Mund behalten? Na, mir soll es recht se<strong>in</strong>, wenn es <strong>de</strong>m<br />
Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen Spaß macht —”<br />
Auch das war e<strong>in</strong>e bo<strong>de</strong>nlose Frechheit, und wenn <strong>de</strong>r Dicke<br />
sich auch beherrschte, so wußte er doch, daß se<strong>in</strong>e Autorität jetzt<br />
auf <strong>de</strong>m Spiel stand. Ehe er sich von <strong>de</strong>n Leuten auslachen und<br />
<strong>in</strong> Zukunft von ihnen auf <strong>de</strong>r Nase herumtanzen ließ, da mußte<br />
es biegen o<strong>de</strong>r brechen, entwe<strong>de</strong>r — o<strong>de</strong>r. So sagte er <strong>de</strong>nn jetzt<br />
mit ganz ruhiger, aber auch fester und bestimmter Stimme: „Ich<br />
mache Sie darauf aufmerksam, Musketier Müller, daß wir uns<br />
hier nicht alle<strong>in</strong> bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn daß die an<strong>de</strong>ren Mannschaften<br />
zugegen s<strong>in</strong>d. Wenn Sie nicht sofort <strong>de</strong>n Ihnen erteilten Befehl<br />
ausführen und mit Ihren durchaus ungehörigen Re<strong>de</strong>nsarten<br />
aufhören, dann machen Sie sich <strong>de</strong>s Ungehorsams und <strong>de</strong>r Achtungsverletzung<br />
vor versammelter Mannschaft schuldig und die wird,<br />
wie Sie wissen, nicht diszipl<strong>in</strong>arisch, son<strong>de</strong>rn kriegsgerichtlich mit<br />
Arrest von mehreren Wochen, unter Umstän<strong>de</strong>n mit Gefängnis<br />
von mehreren Monaten bestraft. Ich habe Sie vor allen Leuten<br />
auf die Folgen Ihres Benehmens aufmerksam gemacht. Wenn Sie<br />
nun nicht gehorchen, dann wer<strong>de</strong> ich dafür sorgen, daß Sie<br />
b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er halben Stun<strong>de</strong> im Untersuchungsarrest sitzen — verstan<strong>de</strong>n?”<br />
Es lag etwas <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Sprache <strong>de</strong>s Dicken, das selbst die <strong>E<strong>in</strong></strong>fältigsten<br />
unter <strong>de</strong>n Leuten zwang, ihm ruhig zuzuhören, und<br />
auch <strong>de</strong>r Müller mußte e<strong>in</strong>sehen, daß es ihm tatsächlich an <strong>de</strong>n<br />
Kragen g<strong>in</strong>g, wenn er se<strong>in</strong> Benehmen nicht än<strong>de</strong>rte. Daß ihm<br />
die Sachen unter Umstän<strong>de</strong>n sehr teuer zu stehen kommen konnte,<br />
wußte er sehr genau, <strong>de</strong>nn er hatte viel Vorstrafen; auf mil<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Umstän<strong>de</strong> hatte er daher vor <strong>de</strong>m Kriegsgericht nicht zu zählen.<br />
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