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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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volles Glas auf das Wachsen, Blühen und Ge<strong>de</strong>ihen <strong>de</strong>r Kameradschaft<br />

geleert.<br />

„Und morgen fällt nun die Entscheidung.”<br />

Damit hatte <strong>de</strong>r Dicke ganz unvermittelt das gesagt, was sie<br />

alle am liebsten beschäftigte. Gewiß, sie hatten zuvor aufmerksam<br />

zugehört, wenn e<strong>in</strong> Kamerad e<strong>in</strong> lustiges kle<strong>in</strong>es Abenteuer<br />

erzählte, aber im stillen hatten sie doch nur <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>en Gedanken:<br />

Erhalten wir morgen die Tressen? Wer<strong>de</strong>n wir Unteroffiziere?<br />

Niemand wußte es. Ke<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r Offiziere, so freundlich sie<br />

sonst immer waren, hatte auch nur die leiseste An<strong>de</strong>utung gemacht;<br />

selbst Leutnant von Dohlen war nicht zu bewegen gewesen, etwas<br />

zu verraten. Und Genaues hätte er ja auch nicht angeben<br />

können, <strong>de</strong>nn die Entscheidung lag alle<strong>in</strong> beim Oberst.<br />

Die Aufregung, die sich aller bemächtigt hatte, war heute<br />

noch viel größer als damals, als es sich nur um die Knöpfe han<strong>de</strong>lte.<br />

Bekamen sie jetzt die Tressen, dann hatten sie die Gewißheit,<br />

es später zum Vizefeldwebel zu br<strong>in</strong>gen, und sie konnten mit<br />

e<strong>in</strong>iger Sicherheit auf <strong>de</strong>n Reserveoffizier hoffen.<br />

„K<strong>in</strong><strong>de</strong>r,” rief <strong>de</strong>r Dicke endlich, „was nützt es, daß wir uns<br />

fortwährend mit <strong>de</strong>rselben Frage quälen und pe<strong>in</strong>igen! Ich habe<br />

das Ja o<strong>de</strong>r Ne<strong>in</strong> schon so oft an me<strong>in</strong>en Knöpfen abgezählt,<br />

daß sie bereits ziemlich locker s<strong>in</strong>d. Um ganz genau zu erfahren,<br />

ob wir morgen beför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r nicht, gibt es nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges<br />

Mittel.”<br />

„Und das ist?” riefen alle, auf das äußerste gespannt.<br />

„Wir müssen es abwarten.”<br />

Es hätte nicht viel gefehlt, so hätte <strong>de</strong>r Dicke wie<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>m<br />

Tisch gelegen und se<strong>in</strong>e Prügel bekommen.<br />

Schließlich sahen aber auch die an<strong>de</strong>ren e<strong>in</strong>; es blieb ihnen<br />

wirklich nichts weiter übrig, als zu warten.<br />

Der nächste Mittag mußte ja die Entscheidung br<strong>in</strong>gen —<br />

und er brachte sie. Alle hatten die Tressen erhalten.<br />

Das war e<strong>in</strong> Jubel!<br />

Der erste Gedanke war, <strong>de</strong>n Eltern zu telegraphieren. Aber<br />

unmöglich konnten sie doch jetzt, da sie Unteroffiziere waren, mit<br />

<strong>de</strong>n Gefreitenknöpfen über die Straße gehen. Das war doch un<strong>de</strong>nkbar.<br />

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