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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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e<strong>in</strong>en dicken Kopf. Nun aber ist mir so wohl wie nur möglich.<br />

Wenn man es recht be<strong>de</strong>nkt, ist <strong>de</strong>r Alkohol e<strong>in</strong> heimtückischer<br />

Geselle, <strong>de</strong>r schon die stärksten Männer zugrun<strong>de</strong> gerichtet hat.”<br />

Alle waren froh, daß sie gera<strong>de</strong> heute sehr frisch waren, <strong>de</strong>nn<br />

um die zehnte Vormittagstun<strong>de</strong> erschien plötzlich und ganz unerwartet<br />

<strong>de</strong>r Herr Oberst auf <strong>de</strong>m Kasernenhofe, um sich die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />

e<strong>in</strong>mal anzusehen.<br />

„Bitte lassen Sie sich durch mich <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise stören,”<br />

wandte er sich an Leutnant von Dohlen. „Ich will selbstverständlich<br />

ke<strong>in</strong>e Besichtigung abhalten, <strong>de</strong>nn so weit ist es ja noch nicht; ich<br />

möchte nur e<strong>in</strong>mal sehen, wie weit die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen schon fortgeschritten<br />

s<strong>in</strong>d.”<br />

Da gab sich natürlich je<strong>de</strong>r doppelt und dreifach Mühe, se<strong>in</strong>e<br />

Sache so gut wie nur möglich zu machen, aber die Gegenwart <strong>de</strong>s<br />

Komman<strong>de</strong>urs machte sie zugleich doch etwas unruhig und unsicher.<br />

So mancher Griff, <strong>de</strong>r so schön „gedacht” war, mißglückte vollständig,<br />

und als Fritz nun, während <strong>de</strong>r Oberst vor ihm stand, so<br />

gut er nur irgend konnte, Gewehr übernehmen wollte, stieß er sich<br />

dabei die Mütze vom Kopfe. Das war ihm noch nie passiert und<br />

er begriff se<strong>in</strong>e Ungeschicklichkeit selbst nicht. Mit e<strong>in</strong>em etwas<br />

ängstlichen Blick sah er se<strong>in</strong>en Vorgesetzten an. „Wenn du nun ke<strong>in</strong>en<br />

Ta<strong>de</strong>l bekommst, bekommst du nie e<strong>in</strong>en,” sagte er sich im stillen.<br />

Aber <strong>de</strong>r Ta<strong>de</strong>l blieb aus.<br />

„Machen Sie <strong>de</strong>n Griff noch e<strong>in</strong>mal, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger,” sagte <strong>de</strong>r<br />

Komman<strong>de</strong>ur ganz ruhig.<br />

Und dieses Mal klappte <strong>de</strong>r Griff. In Gedanken zählte Fritz<br />

e<strong>in</strong>s, zwei, drei und vier, und nach<strong>de</strong>m er bei <strong>de</strong>m „drei” das<br />

Gewehr auf die l<strong>in</strong>ke Schulter geschoben hatte, nahm er bei<br />

„vier” die rechte Hand so kurz, so schnell vom Gewehrschloß an<br />

die rechte Seite, daß es be<strong>in</strong>ahe „<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Luft pfiff”, wie Sergeant<br />

Bülle es immer verlangte.<br />

„So, nun noch e<strong>in</strong>mal,” befahl <strong>de</strong>r Oberst.<br />

Auch dieses Mal war <strong>de</strong>r Griff gut.<br />

„Na, also, Sie greifen ja schon sehr schön,” lobte <strong>de</strong>r Vorgesetzte.<br />

„Warum stoßen Sie sich <strong>de</strong>nn da erst die Mütze vom Kopfe? Das<br />

ist ganz überflüssig und außer<strong>de</strong>m können Sie sich dabei verletzen.<br />

Nur immer ruhig Blut, junger Freund; Sie müssen nicht immer<br />

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