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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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daß man zur Kaserne g<strong>in</strong>g, um sich für <strong>de</strong>n Nachmittagsdienst<br />

zu rüsten. So f<strong>in</strong>g man <strong>de</strong>nn an, <strong>de</strong>n Dicken zu schütteln. Aber<br />

<strong>de</strong>r mußte im Schlaf ganz weit weg se<strong>in</strong> und schien gar nicht die<br />

Absicht zu haben, so schnell <strong>in</strong> die Wirklichkeit zurückzukehren.<br />

Er rührte und regte sich nicht; erst als man das letzte Mittel versuchte<br />

und ihn kitzelte, f<strong>in</strong>g er an mit <strong>de</strong>n Armen und Füßen zu<br />

strampeln. „Das gilt nicht — ich b<strong>in</strong> mü<strong>de</strong> — laßt mich <strong>in</strong> Frie<strong>de</strong>n.”<br />

Und er sträubte sich auch noch, als die starken Arme <strong>de</strong>r Kamera<strong>de</strong>n<br />

ihn hochhoben und auf die Füße stellten. Er war noch vollständig<br />

schlaftrunken, und es dauerte lange, bis er wie<strong>de</strong>r ganz munter war.<br />

Dann aber bekam er es mit <strong>de</strong>r Angst. „K<strong>in</strong><strong>de</strong>r, ihr könnt<br />

mir Glück wünschen, daß ihr mich noch wach bekommen habt. Das ist<br />

<strong>de</strong>s Mittags nämlich sehr schwer und bei me<strong>in</strong>er Anlage, stark zu<br />

wer<strong>de</strong>n, hat mir <strong>de</strong>r Arzt das Schlafen bei Tage streng verboten.<br />

Na, <strong>in</strong> Zukunft soll es auch nicht wie<strong>de</strong>r vorkommen. Aber heute<br />

g<strong>in</strong>g es wirklich nicht an<strong>de</strong>rs. Künftig wird man sich schon an das<br />

Mü<strong>de</strong>se<strong>in</strong> gewöhnen, <strong>de</strong>nn sonst verschlafe ich vielleicht doch noch<br />

mal <strong>de</strong>n Dienst, und da könnte ich die Hoffnung auf die Gefreitenknöpfe<br />

nur gleich für immer begraben.”<br />

Dem Nachmittagsdienst folgte heute die erste Putz- und Flickstun<strong>de</strong>.<br />

Die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen brauchen ihre Uniformen und ihre <strong>Waffen</strong><br />

nicht selbst zu re<strong>in</strong>igen — das besorgen ihre Putzkamera<strong>de</strong>n —<br />

aber sie müssen doch wenigstens wissen, wie es dabei zugeht, und<br />

so mußten sie e<strong>in</strong>e Zeitlang als Zuschauer diesem Dienst beiwohnen.<br />

Bei <strong>de</strong>m Sche<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Petroleumlampen saßen die Mannschaften<br />

um die bei<strong>de</strong>n großen Tische herum und säuberten ihre Sachen.<br />

Sie putzten die Knöpfe, nach<strong>de</strong>m sie die durch die Knopfgabel<br />

gezogen hatten, damit die Putzpoma<strong>de</strong> nicht auf das Zeug kam;<br />

sie schwärzten das Le<strong>de</strong>rzeug und besserten die Uniformen aus.<br />

An <strong>de</strong>r reißt immer etwas, <strong>de</strong>nn e<strong>in</strong>e Garnitur dient fünf <strong>Jahr</strong>e,<br />

ehe sie ausrangiert wird, und für <strong>de</strong>n Dienst auf <strong>de</strong>m Kasernenhof<br />

wird immer e<strong>in</strong> Flicken durch <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren erneuert, um <strong>de</strong>n Rock<br />

o<strong>de</strong>r die Hose wie<strong>de</strong>r ganz zu machen.<br />

Fritz und Karl bewun<strong>de</strong>rten die Geschicklichkeit, mit <strong>de</strong>r die<br />

steifen F<strong>in</strong>ger <strong>de</strong>r Soldaten die Wun<strong>de</strong>n heilten, die <strong>de</strong>r Dienst<br />

<strong>de</strong>n Uniformen gerissen hatte, und noch mehr staunten sie über<br />

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