29.10.2013 Aufrufe

Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>de</strong>r Gäste auf <strong>de</strong>m Bett sitzen und liegen mußte. Ja, Bellmann<br />

hatte sich sogar e<strong>in</strong>mal, weil er sonst ke<strong>in</strong>en Platz mehr fand,<br />

mit e<strong>in</strong>em Kopfkissen bewaffnet, unter das Bett gelegt und sich<br />

von dort aus an <strong>de</strong>r Unterhaltung beteiligt; aber schließlich war<br />

er doch wie<strong>de</strong>r hervorgekrochen, weil für ihn als Musiker, wie er<br />

sagte, die Akustik da unten zu schlecht sei.<br />

Der Dicke war froh, als er sich nach Verlauf von fünf Tagen<br />

wie<strong>de</strong>r zum Dienst mel<strong>de</strong>n konnte. Da erst erfuhr se<strong>in</strong> Hauptmann,<br />

<strong>de</strong>r auf Jagdurlaub gewesen war, was se<strong>in</strong>em <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />

gefehlt hatte, und wie er zu se<strong>in</strong>er Verwundung gekommen war.<br />

Er lachte herzlich über die Rattenjagd und gab <strong>de</strong>m Dicken <strong>de</strong>n<br />

Be<strong>in</strong>amen „<strong>de</strong>r Rattenkönig”. Aber dieser Name blieb nicht haften.<br />

Der Dicke war und blieb nun e<strong>in</strong>mal <strong>de</strong>r „Dicke”, obgleich er se<strong>in</strong><br />

Körpergewicht schon seit geraumer Zeit auf e<strong>in</strong>e durchaus normale<br />

Grenze heruntergehungert und heruntergeschwitzt hatte.<br />

Im Barackenlager. — Verkehr mit an<strong>de</strong>ren <strong>Waffen</strong>gattungen.<br />

— Scharfschießen. — Zu Uneroffizieren beför<strong>de</strong>rt.<br />

— Auf Kammer.<br />

M<br />

an stand am Vorabend großer Ereignisse. In <strong>de</strong>r nächsten<br />

Woche sollte das Regiment nach <strong>de</strong>m großen Truppenübungsplatz,<br />

<strong>de</strong>m sogenannten Barackenlager, ausrücken, um dort<br />

das Gefechtsschießen mit <strong>de</strong>n scharfen Patronen abzuhalten. Da gab<br />

es alle Hän<strong>de</strong> voll zu tun, und wie Sergeant Bülle sehr richtig<br />

sagte, „vor lauter Dienst kam man eigentlich gar nicht dazu,<br />

Dienst zu tun”. Aus <strong>de</strong>m Exerzieren und <strong>de</strong>m Felddienst wur<strong>de</strong><br />

<strong>in</strong> dieser Zeit sehr wenig, es gab nur Appelle, immer und immer<br />

wie<strong>de</strong>r Appelle.<br />

Die Korporalschaftsführer wußten kaum noch, wo ihnen <strong>de</strong>r<br />

Kopf stand, und kamen gar nicht mehr aus <strong>de</strong>r Kaserne heraus,<br />

die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen am allerwenigsten, <strong>de</strong>nn für sie stand viel, wenn<br />

nicht alles auf <strong>de</strong>m Spiel. Nach <strong>de</strong>r Rückkehr aus <strong>de</strong>m Lager<br />

sollte es sich entschei<strong>de</strong>n, wer von ihnen die Unteroffizierstressen<br />

erhielt. Den Ehrgeiz, Unteroffizier zu wer<strong>de</strong>n, hatte natürlich<br />

je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn wer jetzt nicht beför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>, durfte nicht hoffen,<br />

Reserveoffizier zu wer<strong>de</strong>n. Da galt es jetzt, als Korporalschaftsführer,<br />

beim Ausrücken <strong>in</strong> das Lager doppelt und dreifach se<strong>in</strong>e<br />

165

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!