Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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<strong>de</strong>r Gäste auf <strong>de</strong>m Bett sitzen und liegen mußte. Ja, Bellmann<br />
hatte sich sogar e<strong>in</strong>mal, weil er sonst ke<strong>in</strong>en Platz mehr fand,<br />
mit e<strong>in</strong>em Kopfkissen bewaffnet, unter das Bett gelegt und sich<br />
von dort aus an <strong>de</strong>r Unterhaltung beteiligt; aber schließlich war<br />
er doch wie<strong>de</strong>r hervorgekrochen, weil für ihn als Musiker, wie er<br />
sagte, die Akustik da unten zu schlecht sei.<br />
Der Dicke war froh, als er sich nach Verlauf von fünf Tagen<br />
wie<strong>de</strong>r zum Dienst mel<strong>de</strong>n konnte. Da erst erfuhr se<strong>in</strong> Hauptmann,<br />
<strong>de</strong>r auf Jagdurlaub gewesen war, was se<strong>in</strong>em <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />
gefehlt hatte, und wie er zu se<strong>in</strong>er Verwundung gekommen war.<br />
Er lachte herzlich über die Rattenjagd und gab <strong>de</strong>m Dicken <strong>de</strong>n<br />
Be<strong>in</strong>amen „<strong>de</strong>r Rattenkönig”. Aber dieser Name blieb nicht haften.<br />
Der Dicke war und blieb nun e<strong>in</strong>mal <strong>de</strong>r „Dicke”, obgleich er se<strong>in</strong><br />
Körpergewicht schon seit geraumer Zeit auf e<strong>in</strong>e durchaus normale<br />
Grenze heruntergehungert und heruntergeschwitzt hatte.<br />
Im Barackenlager. — Verkehr mit an<strong>de</strong>ren <strong>Waffen</strong>gattungen.<br />
— Scharfschießen. — Zu Uneroffizieren beför<strong>de</strong>rt.<br />
— Auf Kammer.<br />
M<br />
an stand am Vorabend großer Ereignisse. In <strong>de</strong>r nächsten<br />
Woche sollte das Regiment nach <strong>de</strong>m großen Truppenübungsplatz,<br />
<strong>de</strong>m sogenannten Barackenlager, ausrücken, um dort<br />
das Gefechtsschießen mit <strong>de</strong>n scharfen Patronen abzuhalten. Da gab<br />
es alle Hän<strong>de</strong> voll zu tun, und wie Sergeant Bülle sehr richtig<br />
sagte, „vor lauter Dienst kam man eigentlich gar nicht dazu,<br />
Dienst zu tun”. Aus <strong>de</strong>m Exerzieren und <strong>de</strong>m Felddienst wur<strong>de</strong><br />
<strong>in</strong> dieser Zeit sehr wenig, es gab nur Appelle, immer und immer<br />
wie<strong>de</strong>r Appelle.<br />
Die Korporalschaftsführer wußten kaum noch, wo ihnen <strong>de</strong>r<br />
Kopf stand, und kamen gar nicht mehr aus <strong>de</strong>r Kaserne heraus,<br />
die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen am allerwenigsten, <strong>de</strong>nn für sie stand viel, wenn<br />
nicht alles auf <strong>de</strong>m Spiel. Nach <strong>de</strong>r Rückkehr aus <strong>de</strong>m Lager<br />
sollte es sich entschei<strong>de</strong>n, wer von ihnen die Unteroffizierstressen<br />
erhielt. Den Ehrgeiz, Unteroffizier zu wer<strong>de</strong>n, hatte natürlich<br />
je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn wer jetzt nicht beför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>, durfte nicht hoffen,<br />
Reserveoffizier zu wer<strong>de</strong>n. Da galt es jetzt, als Korporalschaftsführer,<br />
beim Ausrücken <strong>in</strong> das Lager doppelt und dreifach se<strong>in</strong>e<br />
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