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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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auch sämtliche an<strong>de</strong>ren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen es sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit<br />

angewöhnt, solchen Anspielungen gegenüber etwas taub zu se<strong>in</strong>.<br />

Nicht aus Geiz, son<strong>de</strong>rn weil sie alle selbst rechnen mußten und<br />

das, was sie für die Leute ausgaben, sich doch zusammensummierte.<br />

Vor allen D<strong>in</strong>gen aber hatten sie e<strong>in</strong>gesehen, daß die an<strong>de</strong>ren<br />

Mannschaften und die Stubenkamera<strong>de</strong>n ihre Gutmütigkeit doch<br />

etwas ausnützten, nicht <strong>in</strong> böser Absicht, vielmehr weil sie es sich<br />

wirklich nicht vorstellen konnten, daß es für die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen etwas<br />

ausmacht, ob sie e<strong>in</strong> paar Glas Bier mehr bezahlen o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Für je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r selbst nichts hat, ist je<strong>de</strong>r Besitzen<strong>de</strong> ja stets tausendmal<br />

reicher, als er es <strong>in</strong> Wirklichkeit ist; e<strong>in</strong> armer Bursch vom Lan<strong>de</strong><br />

sieht <strong>de</strong>n <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen gewöhnlich für e<strong>in</strong>en halben Millionär an.<br />

Auch jetzt wollten Fritz und Karl auf diesen Seufzer ihres<br />

Stubenkamera<strong>de</strong>n nicht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fallen, aber <strong>de</strong>r arme Mensch hatte<br />

sich die Füße wundgelaufen und sah wirklich elend aus. So gab<br />

ihm <strong>de</strong>nn je<strong>de</strong>r e<strong>in</strong> Zehnpfennigstück mit <strong>de</strong>m Bemerken: „Aber<br />

nur e<strong>in</strong>en Groschen vertr<strong>in</strong>ken, für <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren können Sie sich<br />

e<strong>in</strong>e warme Wurst kaufen!”<br />

Da war mit e<strong>in</strong>em Male alles Leid vergessen; hocherfreut<br />

sprang <strong>de</strong>r Soldat auf. „Na, das sage ich Ihnen, <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige,<br />

für e<strong>in</strong> Glas Bier und noch 'ne Wurst extra, da mache ich je<strong>de</strong>n Tag<br />

e<strong>in</strong>en Übungsmarsch, und wenn er noch so weit und <strong>de</strong>r Affe noch<br />

so vollgepackt ist!” rief er strahlend.<br />

Die an<strong>de</strong>ren lachten über die Begeisterung <strong>de</strong>s armen Burschen,<br />

dann aber zogen Fritz und Karl sich schnell um; es wur<strong>de</strong> Zeit,<br />

<strong>in</strong>s Kas<strong>in</strong>o zu gehen.<br />

Dort hatten die an<strong>de</strong>ren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen schon am Eßtisch Platz<br />

genommen, obgleich die Speisen noch nicht aufgetragen waren,<br />

und nach <strong>de</strong>r bekannten Melodie sangen alle e<strong>in</strong>en vom Dicken<br />

geschmie<strong>de</strong>ten Vers im Chor:<br />

„Ach ich b<strong>in</strong> so hungrig,<br />

Ach ich b<strong>in</strong> so matt,<br />

Ich wollt', ich wäre nicht hungrig,<br />

Ich wollt', ich wäre satt.”<br />

Und je hungriger sie wur<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto lauter sangen sie, um dadurch<br />

die Leute <strong>in</strong> <strong>de</strong>r benachbarten Küche anzuspornen, etwas schneller<br />

vorwärts zu machen.<br />

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