Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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Fleck, ke<strong>in</strong> noch so kle<strong>in</strong>er Staub entg<strong>in</strong>g <strong>de</strong>n prüfen<strong>de</strong>n Blicken<br />
<strong>de</strong>r Unteroffiziere und Gefreiten.<br />
Fritz und Karl gehörten zusammen mit noch drei an<strong>de</strong>ren<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen, e<strong>in</strong>em Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r Rechte, e<strong>in</strong>em jungen Mediz<strong>in</strong>er<br />
und e<strong>in</strong>em Ingenieur, zu <strong>de</strong>r Abteilung <strong>de</strong>s Sergeanten<br />
Bülle, e<strong>in</strong>es alten Unteroffiziers, <strong>de</strong>m es Vergnügen machte, sich<br />
selbst re<strong>de</strong>n zu hören, und <strong>de</strong>r die geistige Erziehung <strong>de</strong>r <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />
für ebenso wichtig hielt wie die militärische. „Der Geist ist alles”<br />
war se<strong>in</strong>e stehen<strong>de</strong> Re<strong>de</strong>nsart. Er war e<strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>al und wußte,<br />
daß er e<strong>in</strong>es war, aber trotz<strong>de</strong>m verlangte er, daß se<strong>in</strong>e Worte<br />
sehr ernst genommen wur<strong>de</strong>n.<br />
„Das sage ich Ihnen gleich, me<strong>in</strong>e Herren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen, alles<br />
darf <strong>de</strong>r Soldat, nur nicht lachen, wenigstens nicht im Glie<strong>de</strong>.<br />
Wenn ‚Stillgestan<strong>de</strong>n‛ kommandiert ist, dann steht alles still, sogar<br />
die Physiognomie; dann rührt sich nichts, selbst die Augen bekommen<br />
<strong>de</strong>n Starrkrampf. Nur <strong>de</strong>r Geist bleibt wach und horcht<br />
auf das, was die Vorgesetzten sagen, <strong>de</strong>nn erst durch <strong>de</strong>n Geist<br />
dr<strong>in</strong>gen die militärischen Kenntnisse <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>zelnen Gliedmaßen,<br />
um <strong>de</strong>n Menschen nach und nach zu <strong>de</strong>m zu machen, was man<br />
e<strong>in</strong>en Soldaten nennt.”<br />
Mit <strong>de</strong>m Ersche<strong>in</strong>en <strong>de</strong>s Leutnants von Dohlen begann <strong>de</strong>r<br />
Dienst, und Sergeant Bülle rief se<strong>in</strong>e <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen zu sich heran.<br />
„Zunächst müssen wir nun die Stellung lernen. Die stramme<br />
Haltung ist die Hauptsache, <strong>de</strong>nn e<strong>in</strong> Zivilist hat überhaupt ke<strong>in</strong>e<br />
Haltung, wenigstens ke<strong>in</strong>e vorschriftsmäßige. Alles, was mit <strong>de</strong>m<br />
Reglement unvere<strong>in</strong>bar ist, geht uns jetzt nichts mehr an. Also<br />
erst lernen wir das Stehen, dann das Gehen und gleichzeitig die<br />
Ehrenbezeigungen. Diese drei s<strong>in</strong>d sozusagen das militärische<br />
Fundament, auf <strong>de</strong>m nicht nur die Armee, son<strong>de</strong>rn die <strong>E<strong>in</strong></strong>igung<br />
<strong>de</strong>s Deutschen Reiches aufgebaut wor<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>nn wenn die<br />
preußische Armee nicht mehr stehen, gehen und grüßen<br />
kann, dann kann sie sich begraben lassen. Aber nun los die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen!”<br />
Je<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zelne wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Unteroffizieren vorgenommen<br />
und <strong>in</strong> bezug auf se<strong>in</strong>e Stellung und Haltung korrigiert. Die<br />
an<strong>de</strong>ren übten unter<strong>de</strong>ssen unter Aufsicht <strong>de</strong>r Gefreiten Freiübungen:<br />
Kniebeugen, Fußrollen und ähnliches. Zwischen-<br />
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