Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die Leute, die <strong>de</strong>n Stubendienst hatten, <strong>de</strong>r dar<strong>in</strong> besteht,<br />
die Stuben zu re<strong>in</strong>igen, die Lampen zu putzen und für die Ordnung<br />
im Zimmer zu sorgen, kamen <strong>de</strong>m Befehl nach; gleich darauf<br />
herrschte Dunkelheit. Nur durch die Fenster, an <strong>de</strong>nen ke<strong>in</strong>e Gard<strong>in</strong>en<br />
und ke<strong>in</strong>e Vorhänge angebracht waren, drang noch e<strong>in</strong><br />
schwacher heller Sche<strong>in</strong> von draußen here<strong>in</strong>.<br />
Die meisten Soldaten schliefen sofort schnell e<strong>in</strong>, das bewiesen<br />
die regelmäßigen Atemzüge; nur Fritz und Karl waren bei<strong>de</strong> noch<br />
lange wach. Der Strohsack war doch etwas ganz an<strong>de</strong>res als die<br />
weiche Matratze, die sie von Haus aus gewöhnt waren; auch das<br />
niedrige harte Kopfkissen war ihnen fremd.<br />
„Schläfst du schon, Karl?” fragte Fritz plötzlich mit halblauter<br />
Stimme, nach<strong>de</strong>m sie sich geraume Zeit ruhelos von <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>en auf<br />
die an<strong>de</strong>re Seite geworfen hatten, „sonst wollen wir uns doch<br />
noch etwas unterhalten.”<br />
Aber sofort erfolgte <strong>de</strong>r strenge Befehl <strong>de</strong>s Gefreiten Schrö<strong>de</strong>r:<br />
„Das Unterhalten besorgt man bei Tage; nachts wird geschlafen.<br />
Ich bitte mir Ruhe aus.”<br />
Dagegen war nichts zu machen. So mußten die bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>nn<br />
wach liegen und ihren Gedanken nachhängen, bis die Müdigkeit<br />
sie doch endlich überfiel.<br />
Fritz war nach se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung eben erst e<strong>in</strong>geschlafen, da fühlte<br />
er sich mit e<strong>in</strong>em Male am Arm gepackt, gerüttelt und geschüttelt.<br />
So schwer er auch e<strong>in</strong>geschlafen war, jetzt dauerte es doch lange,<br />
bis er wach wur<strong>de</strong>; dann stieß er aber mit <strong>de</strong>n Füßen um sich:<br />
„Alle Wetter, was ist <strong>de</strong>nn los?”<br />
Aber das Schelten erstarb auf se<strong>in</strong>en Lippen, als er sich <strong>de</strong>n<br />
Schlaf aus <strong>de</strong>n Augen gerieben hatte. Vor ihm stand mit e<strong>in</strong>er<br />
Laterne <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hand se<strong>in</strong> Kompanieoffizier, <strong>de</strong>r im Auftrage se<strong>in</strong>es<br />
Hauptmanns als Offizier vom Wochendienst nachts die Kaserne<br />
revidierte. „Sie haben <strong>in</strong> Ihrem Sp<strong>in</strong>d <strong>de</strong>n Schlüssel stecken<br />
lassen, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger Köhler; das ist verboten. Stehen Sie sofort<br />
auf und nehmen Sie <strong>de</strong>n Schlüssel an sich; <strong>de</strong>r gehört mit <strong>de</strong>m<br />
Brustbeutel, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Sie Ihr Geld zu tragen haben, um <strong>de</strong>n<br />
Hals.”<br />
Schnell streckte Fritz se<strong>in</strong>e Füße aus <strong>de</strong>m Bett heraus. „Ich<br />
suche nur noch me<strong>in</strong>e Morgenschuhe, Herr Leutnant.”<br />
20