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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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e<strong>in</strong>en Brief nach Hause zu schreiben, „<strong>de</strong>nn schlafen kann man<br />

doch noch nicht”. Das war die allgeme<strong>in</strong>e Ansicht auf <strong>de</strong>m Heimwege.<br />

Als Fritz und Karl die Kasernenstube erreichten, waren die<br />

an<strong>de</strong>ren Leute schon damit beschäftigt, sich auszuklei<strong>de</strong>n. Nachthem<strong>de</strong>n<br />

s<strong>in</strong>d für die Mannschaften etwas Unbekanntes; sie tragen<br />

auch bei Nacht dasselbe kurze Hemd wie bei Tag. So stan<strong>de</strong>n die<br />

meisten mit bloßen Be<strong>in</strong>en da, die Füße <strong>in</strong> dicken wollenen<br />

Strümpfen und schlossen ihre Uniform <strong>in</strong> ihr Sp<strong>in</strong>d, <strong>de</strong>nn herumliegen<br />

lassen darf niemand etwas. Nur die Unterhosen und die<br />

Strümpfe wer<strong>de</strong>n an das Fußen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bettes gelegt.<br />

„Na, die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen,” me<strong>in</strong>te <strong>de</strong>r Stubenälteste, <strong>de</strong>r Gefreite<br />

Schrö<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Vorgesetzten gegenüber für die Ordnung und<br />

Sauberkeit auf <strong>de</strong>r Stube verantwortlich war, „nun beg<strong>in</strong>nen<br />

Sie auch mit Ihrer sogenannten Nachttoilette, <strong>de</strong>nn wenn um<br />

neun Uhr <strong>de</strong>r Unteroffizier vom Dienst kommt und Sie dann noch<br />

hier herumspazieren sieht, jagt er Sie mit e<strong>in</strong>em ‚Bombendonnerwetter‛<br />

<strong>in</strong>s Bett, wie Sie es <strong>in</strong> Ihrem ganzen Leben noch nicht<br />

gehört haben.”<br />

„Um Himmels willen, dann nur schnell, Karl,” mahnte Fritz, <strong>de</strong>r<br />

bei <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Gefreiten unwillkürlich etwas Angst bekam.<br />

Aber dieser beruhigte ihn: „Na, so schlimm wird es ja nicht wer<strong>de</strong>n;<br />

aber ausziehen müssen wir uns ja doch, also los!”<br />

Sie waren noch damit beschäftigt, ihre letzten Sachen e<strong>in</strong>zuschließen,<br />

als plötzlich <strong>de</strong>r Unteroffizier vom Dienst erschien, um<br />

nachzusehen, ob alle im Bett seien.<br />

„Natürlich die Herren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen!” sagte er, als er die bei<strong>de</strong>n<br />

noch auf fand. „Sie sollen <strong>in</strong> je<strong>de</strong>r H<strong>in</strong>sicht die ersten se<strong>in</strong>, aber<br />

nicht die letzten. Na, heute will ich noch e<strong>in</strong>mal das Auge <strong>de</strong>r Liebe<br />

walten lassen und nichts gesehen haben; Sie müssen sich ja erst an<br />

die militärische Pünktlichkeit gewöhnen. Aber das sage ich Ihnen,<br />

ich zähle jetzt bis drei, und wenn Sie dann nicht im Bett s<strong>in</strong>d,<br />

dann passen Sie mal auf. Also, e<strong>in</strong>s — zwei — und drei.”<br />

Mit e<strong>in</strong>em großen Satz sprangen Fritz und Karl gleichzeitig<br />

<strong>in</strong> ihre Betten und <strong>de</strong>r Unteroffizier sah belustigt zu. „Sehen<br />

Sie wohl, es geht alles auf <strong>de</strong>r Welt. Nun s<strong>in</strong>d Sie ja da, wo<br />

Sie se<strong>in</strong> sollen.” Dann erfolgte das Kommando „Lampen aus”.<br />

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