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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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noch mehr als bisher. Ob es dann nicht zur Belohnung e<strong>in</strong> paar<br />

Tage extra gibt?”<br />

Karl lachte lustig auf. „Du bist doch noch e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d. Du <strong>de</strong>nkst<br />

wohl noch an <strong>de</strong><strong>in</strong>e Jugendzeit, da wir uns statt e<strong>in</strong>es Stücks<br />

Kuchen zwei nehmen durften, wenn wir beson<strong>de</strong>rs brav gewesen<br />

waren. Wenn du dich jetzt noch mehr anstrengen willst als bisher,<br />

so zeigt das, daß du bisher <strong>de</strong><strong>in</strong>e Pflicht nicht ganz getan hast,<br />

<strong>de</strong>nn die verlangt die Anspannung aller Kräfte bis zum letzten,<br />

o<strong>de</strong>r aber es beweist, daß du mehr leisten willst, als du kannst.<br />

Bei<strong>de</strong>s wäre <strong>in</strong> gleicher Weise falsch.”<br />

Fritz bekam bei diesen Worten e<strong>in</strong>en etwas roten Kopf, dann<br />

fragte er ablenkend: „Und du glaubst wirklich, daß es Weihnachten<br />

nur die paar Tage Urlaub gibt?”<br />

„Soviel ich weiß, gibt es elf Tage, vom 23. Dezember bis<br />

zum 2. Januar, das ist e<strong>in</strong>e lange Zeit. Du mußt be<strong>de</strong>nken, daß<br />

unser <strong>Jahr</strong> doch schnell herum ist. Dazu kommt, daß wir aller<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nach erst nach Neujahr vorgestellt wer<strong>de</strong>n sollen,<br />

und ich glaube, wir wer<strong>de</strong>n während unseres Urlaubs, wenigstens<br />

nach <strong>de</strong>r Me<strong>in</strong>ung unserer Vorgesetzten, mehr als genug wie<strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>m vergessen, was sie uns mühsam beigebracht haben.”<br />

Wie sehr Karl mit diesen Worten recht hatte, bewies e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Re<strong>de</strong>, die Sergeant Bülle se<strong>in</strong>en <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen am nächsten<br />

Morgen hielt: „Wenn ich daran <strong>de</strong>nke, daß Sie Weihnachten auf<br />

Urlaub fahren wollen mit <strong>de</strong>r ausgesprochenen Absicht, dann<br />

wie<strong>de</strong>r be<strong>in</strong>ahe e<strong>in</strong> Zivilist zu wer<strong>de</strong>n und alle me<strong>in</strong>e Lehren zu vergessen,<br />

da habe ich schon jetzt schlaflose Nächte. Heute hat mir<br />

sogar geträumt, Sie kämen alle <strong>in</strong> Zivil vom Urlaub zurück, mit<br />

Bügelfalten <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Hosen und eleganten Paletots und ganz bunten<br />

und mo<strong>de</strong>rnen Krawatten. Da b<strong>in</strong> ich aufgewacht und habe um<br />

Hilfe gerufen, so fürchterlich sahen Sie aus. Aber damit Sie mir<br />

während <strong>de</strong>r bevorstehen<strong>de</strong>n Weihnachtstage, die ja Gott sei Dank<br />

noch <strong>in</strong> weiter Ferne liegen, nicht ganz verwil<strong>de</strong>rn, da habe ich<br />

heute nacht me<strong>in</strong>em Kaiser gelobt, die Zügel <strong>de</strong>r Regierung jetzt<br />

etwas fester <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Hand zu nehmen. Wir wer<strong>de</strong>n das Exerzieren<br />

von nun an mit noch mehr Hochdruck betreiben als bisher.”<br />

Der e<strong>in</strong>zige, <strong>de</strong>r diese Re<strong>de</strong> sehr ernsthaft nahm, war <strong>de</strong>r dicke<br />

Schmidt; <strong>de</strong>r fiel immer auf die Worte <strong>de</strong>s Sergeanten Bülle<br />

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