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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Wohlgemut zogen alle von dannen. Aber wer da geglaubt<br />

hatte, daß <strong>de</strong>r Himmel bald e<strong>in</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong>sehen haben wür<strong>de</strong>, irrte sich.<br />

Es goß und goß, und als die Leute endlich nach Hause kamen,<br />

da waren sie, wie <strong>de</strong>r Ch<strong>in</strong>ese es nennt, aufgeweicht bis <strong>in</strong> die<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>gewei<strong>de</strong>.<br />

Sie stan<strong>de</strong>n jetzt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Stube und schüttelten sich. Aber nur<br />

vom Gesicht und von <strong>de</strong>n Haaren floß das Wasser herunter; die<br />

Klei<strong>de</strong>r waren so naß, daß sie viele Pfun<strong>de</strong> schwerer waren. Als<br />

<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re sich nun <strong>de</strong>n Scherz machten, <strong>de</strong>n Rock,<br />

nach<strong>de</strong>m er ihn ausgezogen hatte, auf <strong>de</strong>n Tisch zu stellen, da<br />

blieb <strong>de</strong>r stehen, als wäre er aus Pappe.<br />

Natürlich galt es, die Sachen schnell zu trocknen. So wur<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>nn Kohlen ausgegeben. Wenig später brannte das Feuer <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>n eisernen Öfen, e<strong>in</strong>e wahrhaft tropische Glut herrschte <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

niedrigen Stuben; die Luft war zum Durchschnei<strong>de</strong>n.<br />

Fritz und Karl saßen auf <strong>de</strong>m Rand ihrer Betten und versuchten<br />

schon seit e<strong>in</strong>er Ewigkeit, die Stiefel von <strong>de</strong>n Füßen zu<br />

bekommen. Sie selbst brachten das Kunststück nicht fertig, und<br />

auch die Putzer quälten sich vergebens damit ab; namentlich bei<br />

Fritz hatten sich die ohneh<strong>in</strong> etwas engen Schäfte wie Schraubstöcke<br />

festgespannt und wollten nicht nachgeben.<br />

„Ziehen, immer ziehen!” ermahnte Fritz se<strong>in</strong>en Putzer.<br />

Dem stand bereits <strong>de</strong>r Schweiß auf <strong>de</strong>r Stirn, und die Augen<br />

traten ihm fast aus <strong>de</strong>m Kopf heraus. „Ich ziehe mir ja schon die<br />

Arme aus <strong>de</strong>m Leib, noch mehr ziehen kann ich nicht,” stöhnte<br />

Blasebalg. Allzuviel Kräfte hatte <strong>de</strong>r schmächtige Schnei<strong>de</strong>r<br />

ja auch nicht.<br />

„Aber ich kann doch nicht <strong>de</strong>n ganzen Tag <strong>in</strong> diesen nassen<br />

Stiefeln herumlaufen,” schalt Fritz. „Kälter als die Füße schon<br />

s<strong>in</strong>d, können sie allerd<strong>in</strong>gs nicht mehr wer<strong>de</strong>n; aber schön wär's,<br />

e<strong>in</strong> paar trockene Strümpfe anzuziehen.”<br />

„Wenn es weiter nichts ist, das Vergnügen wollen wir Ihnen<br />

schon verschaffen,” me<strong>in</strong>te <strong>de</strong>r Musketier H<strong>in</strong>richsen, e<strong>in</strong> großer,<br />

breiter, stämmiger Mensch, und w<strong>in</strong>kte e<strong>in</strong> paar muskulöse Kamera<strong>de</strong>n<br />

zu sich heran. „So, nun wollen wir <strong>de</strong>m Herrn <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />

mal se<strong>in</strong>e Wasserbotten ausziehen. Nun greift mal mit an. Ich<br />

fasse zu, zähle bis drei, und dann geht es los!”<br />

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