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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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kennt. Wir haben e<strong>in</strong>en Soldatenkaiser, um <strong>de</strong>n uns alle an<strong>de</strong>ren<br />

Völker benei<strong>de</strong>n, und so wollen wir ihm <strong>in</strong> dieser Stun<strong>de</strong> danken<br />

für die Liebe, die er se<strong>in</strong>er Armee entgegenbr<strong>in</strong>gt; wir wollen<br />

überdies unserer Liebe zu ihm dadurch Ausdruck geben, daß wir<br />

rufen: Se<strong>in</strong>e Majestät unser oberster Kriegsherr, unser allergnädigster<br />

Kaiser, König und Herr, er lebe — hurra, hurra, hurra!”<br />

Die Regimentsmusik blies e<strong>in</strong>en Tusch und spielte dann „Heil<br />

dir im Siegerkranz, Herrscher <strong>de</strong>s Vaterlands, heil Kaiser dir”.<br />

Die Fahnen senkten sich aufs neue, und salutierend legten die<br />

Offiziere die Hand an <strong>de</strong>n Helm, bis <strong>de</strong>r letzte Ton verklungen war.<br />

Dann trat die Fahnenkompanie wie<strong>de</strong>r an, um die <strong>in</strong> siegreichen<br />

Kriegen von fe<strong>in</strong>dlichen Geschossen zerfetzten Feldzeichen <strong>in</strong> die<br />

Wohnung <strong>de</strong>s Komman<strong>de</strong>urs zurückzubr<strong>in</strong>gen. Im strammen<br />

Para<strong>de</strong>marsch rückte die Kompanie ab; die Musik spielte: „Ich<br />

b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Preuße, kennt ihr me<strong>in</strong>e Farben, die Fahne weht mir<br />

schwarz und weiß voran.” Und alle sahen sehnsuchtsvoll <strong>de</strong>r<br />

davonmarschieren<strong>de</strong>n Truppe nach: wenn sie doch auch erst so<br />

weit wären, daß sie mit <strong>de</strong>r Musik h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>r Fahne durch die<br />

Straßen <strong>de</strong>r Stadt marschieren dürften.<br />

Die feierliche Handlung war vorüber; die Kompanien wur<strong>de</strong>n<br />

entlassen; <strong>de</strong>r Rest <strong>de</strong>s Tages war dienstfrei. Nur die Sachen<br />

mußten wie<strong>de</strong>r abgegeben und auf die Kammer zurückgebracht<br />

wer<strong>de</strong>n, sonst konnten alle bis zum Zapfenstreich machen und tun,<br />

was sie wollten.<br />

Die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen hatten beschlossen, diesen Tag durch e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>es Fest im Kas<strong>in</strong>o zu feiern, und führten das auch aus. Sie<br />

hatten geglaubt, sie wür<strong>de</strong>n dabei recht lustig se<strong>in</strong>, aber e<strong>in</strong>e laute<br />

Stimmung kam nicht auf. Die feierliche Handlung lebte noch <strong>in</strong><br />

ihnen nach; sie alle waren von <strong>de</strong>m Ernst <strong>de</strong>r verlebten Stun<strong>de</strong>n<br />

noch zu sehr durchdrungen, als daß sie sich über gleichgültige<br />

D<strong>in</strong>ge hätten unterhalten können.<br />

So brach man <strong>de</strong>nn viel früher auf, als man geglaubt hatte.<br />

Auch ohne daß sie es sich gegenseitig gestan<strong>de</strong>n, wußten sie,<br />

daß e<strong>in</strong> je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Wunsch hatte, se<strong>in</strong>en Eltern und se<strong>in</strong>en Angehörigen<br />

von <strong>de</strong>m, was sie heute erlebten, Mitteilung zu machen.<br />

Für sie alle war ja e<strong>in</strong> Wen<strong>de</strong>punkt e<strong>in</strong>getreten; nun waren sie erst<br />

wirkliche Soldaten.<br />

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