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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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wer<strong>de</strong>n), erschien <strong>de</strong>r sogenannte „ganze Vorgesetzte” <strong>de</strong>r Garnison.<br />

Am Vorabend <strong>de</strong>s großen Ereignisses kamen <strong>de</strong>r Briga<strong>de</strong>- und <strong>de</strong>r<br />

Divisionskomman<strong>de</strong>ur und zum Schluß Se<strong>in</strong>e Exzellenz <strong>de</strong>r<br />

kommandieren<strong>de</strong> General. Je<strong>de</strong>r erschien mit se<strong>in</strong>em Adjutanten<br />

und <strong>de</strong>n Generalstabsoffizieren, und da die Herren die Besichtigung<br />

natürlich zu Pfer<strong>de</strong> vornahmen, traf aus e<strong>in</strong>er benachbarten<br />

Kavalleriegarnison unter Führung e<strong>in</strong>es Unteroffiziers e<strong>in</strong> Husarenkommando<br />

e<strong>in</strong>, das die „Besichtigungspfer<strong>de</strong>” mit sich führte,<br />

die <strong>de</strong>n hohen Herren für diese Zeit dienstlich gestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

Die sonst recht ruhige Stadt bekam be<strong>in</strong>ahe e<strong>in</strong> kriegerisches<br />

Gepräge. Vor <strong>de</strong>m ersten Hotel, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m die frem<strong>de</strong>n Vorgesetzten<br />

wohnten, stand e<strong>in</strong> Doppelposten, und auf <strong>de</strong>r Straße wimmelte<br />

es von Offizieren und Ordonnanzen, die h<strong>in</strong> und her eilten, um<br />

Befehle <strong>in</strong> Empfang zu nehmen und zu überbr<strong>in</strong>gen.<br />

Um acht Uhr am nächsten Morgen nahm die Besichtigung ihren<br />

Anfang. Der Reihe nach wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong> e<strong>in</strong>zelne Kompanie <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen Dienstzweigen vorgestellt.<br />

Als letztes Bataillon kam das dritte daran, und als die Kompanie,<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Dicke stand, vorexerzieren sollte, wi<strong>de</strong>rfuhr <strong>de</strong>m<br />

e<strong>in</strong> Unglück. Die Leute hatten sehr lange Zeit die verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Gewehrgriffe machen müssen. Als nun <strong>de</strong>r Frontmarsch ausgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n sollte und das Kommando „Marsch!” erfolgte,<br />

stand <strong>de</strong>r Dicke viel fester <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> gemauert da als die berühmte<br />

Glocke von Schiller.<br />

„Marsch!” kommandierte <strong>de</strong>r Hauptmann noch e<strong>in</strong>mal, und<br />

dieses Kommando galt e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong> <strong>de</strong>m Dicken. Aber <strong>de</strong>r<br />

rührte sich auch jetzt nicht. Se<strong>in</strong> H<strong>in</strong>termann marschierte um ihn<br />

herum, <strong>de</strong>r Dicke blieb alle<strong>in</strong> stehen.<br />

Hoffentlich sieht das niemand, dachte <strong>de</strong>r. Aber nach e<strong>in</strong>em<br />

alten Soldatenwort sehen die Vorgesetzten alles, und gera<strong>de</strong> das,<br />

was sie nicht sehen sollen, zuallererst. So erregte das Stehenbleiben<br />

<strong>de</strong>s Dicken <strong>de</strong>nn auch die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r hohen Generäle<br />

und Exzellenzen; wenig später ritten sie alle auf ihn zu und<br />

machten unmittelbar vor ihm halt.<br />

„Warum marschieren Sie <strong>de</strong>nn nicht mit, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger?” fragte<br />

<strong>de</strong>r kommandieren<strong>de</strong> General, und halb ta<strong>de</strong>lnd, halb mit <strong>de</strong>m Versuch<br />

zu scherzen, setzte er h<strong>in</strong>zu: „Sie haben wohl ke<strong>in</strong>e Lust dazu?”<br />

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