Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong> Streber zu se<strong>in</strong>, gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb ärgerte er sich wirklich,<br />
daß er auf se<strong>in</strong>em Patrouillengang nichts bemerkt hatte, und<br />
es dauerte dieses Mal länger als sonst, bis er se<strong>in</strong>e gute Laune<br />
wie<strong>de</strong>rfand. Dann aber lachte er lustig mit, daß er so übertölpelt<br />
wur<strong>de</strong>, und schwur bei Mars und allen an<strong>de</strong>ren Kriegsgöttern,<br />
bei <strong>de</strong>r nächsten Gelegenheit ausgiebige Rache für diesen Re<strong>in</strong>fall<br />
zu nehmen.<br />
Der Felddienst und das Gefechtsexerzieren im Gelän<strong>de</strong> nahmen<br />
<strong>in</strong> dieser Zeit <strong>de</strong>n größten Teil <strong>de</strong>s Dienstes <strong>in</strong> Anspruch, aber<br />
natürlich wur<strong>de</strong> auch die Hauptsache, das Schießen, nicht vernachlässigt.<br />
In diesem Punkte waren sich die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen mit ihren<br />
Leistungen so ziemlich gleich; nur e<strong>in</strong>er stand himmelhoch über<br />
ihnen, das war Bellmann.<br />
„Das machen Ihre langen, schmalen Musikantenf<strong>in</strong>ger,”<br />
erklärte Sergeant Bülle, und es lag etwas Wahres <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
Worten, wenn er h<strong>in</strong>zusetzte: „Mit <strong>de</strong>nen umsaugen Sie Ihren<br />
Kolbenhals <strong>de</strong>rartig, daß das Gewehr stillstehen muß, ob es will<br />
o<strong>de</strong>r nicht. Und da Sie als Musikant noch nicht so berühmt s<strong>in</strong>d,<br />
daß Sie <strong>de</strong>shalb schon nervös zu se<strong>in</strong> brauchen, weil das Mo<strong>de</strong><br />
ist, so s<strong>in</strong>d Sie es, gottlob, auch wirklich noch nicht, und ich will<br />
Ihnen wünschen, daß Sie es auch nie wer<strong>de</strong>n, obgleich ich Ihnen<br />
natürlich e<strong>in</strong>e Ruhm für später wünsche, <strong>de</strong>r ganz unendlich ist.”<br />
Nicht nur die Mannschaften, son<strong>de</strong>rn auch die Offiziere <strong>de</strong>s<br />
Regiments mußten <strong>de</strong>n Schießdienst praktisch üben. An e<strong>in</strong>em<br />
Nachmittag je<strong>de</strong>r Woche versammelten sie sich unter Aufsicht ihres<br />
Majors bataillonsweise auf <strong>de</strong>m Scheibenstand, um sich auf das<br />
alljährliche Prüfungsschießen vorzubereiten, bei <strong>de</strong>m als Preis<br />
für <strong>de</strong>n besten Schützen e<strong>in</strong>es je<strong>de</strong>n Armeekorps e<strong>in</strong> von Se<strong>in</strong>er<br />
Majestät <strong>de</strong>m Kaiser gestifteter Ehren<strong>de</strong>gen w<strong>in</strong>kt.<br />
Dort war e<strong>in</strong>es Tages auch von <strong>de</strong>n glänzen<strong>de</strong>n Schießleistungen<br />
<strong>de</strong>s <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen Bellmann gesprochen wor<strong>de</strong>n. Se<strong>in</strong> Hauptmann<br />
und se<strong>in</strong> Leutnant hatten se<strong>in</strong> Lob gesungen und ihn dabei nach<br />
<strong>de</strong>r Me<strong>in</strong>ung <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Herren gar zu viel herausgestrichen.<br />
Man hatte nicht recht geglaubt, was diese erzählten; das wollten<br />
die aber natürlich nicht auf sich sitzen lassen, und so war für heute<br />
nachmittag zu <strong>de</strong>m Offizierschießen laut Bataillonsbefehl auch<br />
<strong>de</strong>r <strong>E<strong>in</strong></strong>jährig-Freiwillige Gefreiter Bellmann kommandiert<br />
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