Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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führen<strong>de</strong>n Offizier, <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie dafür verantwortlich gemacht<br />
und das hätte unter Umstän<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>er Karriere e<strong>in</strong> schnelles En<strong>de</strong><br />
bereiten können.<br />
Fritz hatte <strong>de</strong>n Befehl ausgeführt und trat nun zurück, um<br />
sich von <strong>de</strong>m ausgestan<strong>de</strong>nen Schrecken zu erholen.<br />
„Tr<strong>in</strong>ken Sie e<strong>in</strong> Glas ‚Zielwasser‛, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger; das wird<br />
Ihnen gut tun,” riet Leutnant von Dohlen. Aus e<strong>in</strong>er bereit<br />
stehen<strong>de</strong>n Kanne schenkte e<strong>in</strong> Gefreiter ihm e<strong>in</strong> Glas voll frischen<br />
Wassers, das scherzend Zielwasser genannt wird, weil aufgeregte<br />
Schützen es zu tr<strong>in</strong>ken bekommen, damit sie ruhiger wer<strong>de</strong>n.<br />
Das kalte Wasser tat ihm gut, als aber <strong>de</strong>r Offizier, <strong>de</strong>r <strong>in</strong>zwischen<br />
die an<strong>de</strong>ren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen schießen ließ, Fritz dann wie<strong>de</strong>r<br />
vornahm, war dieser immer noch so erregt, daß er dreimal nur<br />
„Scheibe” schoß, das schlechteste, was er überhaupt hätte treffen<br />
können. Wie sich zum Schluß herausstellte, war er <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zige<br />
von se<strong>in</strong>en Kamera<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r se<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung nicht erfüllte. Und<br />
wie hatte er im voraus mit <strong>de</strong>n Resultaten geprahlt, die er erzielen<br />
wür<strong>de</strong>!<br />
Er war ganz gebrochen und es gelang auch Karl nicht, ihn<br />
aufzuheitern. „Ich kann mich ja vor euch gar nicht mehr sehen<br />
lassen. An das, was <strong>de</strong>r Hauptmann mir sagen wird, wenn er<br />
hört, was für e<strong>in</strong> Schlumpschütze ich b<strong>in</strong>, mag ich überhaupt nicht<br />
<strong>de</strong>nken, und wenn ich mir klarmache, wie grenzenlos unvorsichtig<br />
ich heute war, dann wird mir jetzt noch heiß und kalt.” Und immer<br />
wie<strong>de</strong>r fragte er <strong>de</strong>n Freund: „Glaubst du wirklich, daß ich trotz<br />
alle<strong>de</strong>m noch Weihnachtsurlaub bekommen wer<strong>de</strong>?”<br />
„Ganz sicher,” sagte Karl, um <strong>de</strong>n Freund zu beruhigen.<br />
„Leutnant von Dohlen besitzt doch e<strong>in</strong> sehr großes Gerechtigkeitsgefühl;<br />
er wird <strong>de</strong>m Hauptmann nicht nur mel<strong>de</strong>n, daß du miserabel<br />
geschossen hast, son<strong>de</strong>rn er wird ihm auch erklären, wie das kam.<br />
Du kommst diesmal schon noch mit e<strong>in</strong>em blauen Auge davon,<br />
aber solche Scherze wie heute darfst du natürlich nicht wie<strong>de</strong>r<br />
machen.”<br />
Endlich bekam Fritz wie<strong>de</strong>r neuen Lebensmut. „Und du glaubst<br />
auch nicht, daß die Kamera<strong>de</strong>n mich auslachen und necken wer<strong>de</strong>n?”<br />
„Das wäre ja schließlich noch das wenigste; aber da sie dich heute<br />
auf <strong>de</strong>m Rückmarsch nach <strong>de</strong>r Kaserne nicht neckten. wer<strong>de</strong>n sie<br />
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