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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Es war nicht leicht, die hierzu nötigen Lie<strong>de</strong>r zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn<br />

was <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e sang, konnte <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re nicht, und umgekehrt. Aber<br />

endlich wur<strong>de</strong>n doch zwei Gesänge e<strong>in</strong>geübt. Viel weiter wür<strong>de</strong>n<br />

sie ja auch nicht kommen; <strong>de</strong>r Dicke wür<strong>de</strong> ihnen schon irgend<br />

etwas an <strong>de</strong>n Kopf werfen.<br />

„Wenn er überhaupt wach wird,” me<strong>in</strong>te e<strong>in</strong>er. „Wir wissen<br />

ja, wenn <strong>de</strong>r Dicke sich e<strong>in</strong>mal zur Ruhe legt, dann tut er das<br />

nicht zum Spaß; dann ist er <strong>de</strong>r Wirklichkeit auch wirklich entrückt.”<br />

Karl, <strong>de</strong>r unmusikalischste von allen, gab e<strong>in</strong>en Ton von sich,<br />

<strong>de</strong>r wahrhaft grausam war. „Wenn er diese Töne hört, dann<br />

muß er ja vor Entsetzen erwachen.”<br />

Natürlich rechneten sie alle mit <strong>de</strong>r Möglichkeit, daß man ihnen<br />

<strong>de</strong>n Zutritt <strong>in</strong> das Haus verwehren o<strong>de</strong>r ihnen Schwierigkeiten<br />

machen wür<strong>de</strong>, bis zum Schlafzimmer vorzudr<strong>in</strong>gen; aber auch<br />

für diesen Fall wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong> Ausweg gesucht und gefun<strong>de</strong>n. So<br />

trennte man sich dann <strong>in</strong> fröhlichster Stimmung. Die Parole<br />

lautete: „Versammlung morgen früh pünktlich neun Uhr vor <strong>de</strong>r<br />

Wohnung <strong>de</strong>s Dicken.”<br />

Mit <strong>de</strong>m Glockenschlag stellten sich auch alle dort e<strong>in</strong>. Der<br />

Dicke hatte sich nicht das schlechteste Quartier ausgesucht, das<br />

mußte man ihm lassen. Er wohnte <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Hause e<strong>in</strong>es Kunstgärtners,<br />

<strong>de</strong>r zum m<strong>in</strong><strong>de</strong>sten sehr wohlhabend se<strong>in</strong> mußte, <strong>de</strong>nn<br />

se<strong>in</strong> Besitz machte e<strong>in</strong>en recht hübschen <strong>E<strong>in</strong></strong>druck. Im ersten Stock<br />

bewohnte <strong>de</strong>r Dicke zwei nach <strong>de</strong>r Straße zu gelegene große<br />

Zimmer.<br />

„Wollen wir unseren Kantus nicht hier draußen anstimmen?”<br />

fragte e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>r Kamera<strong>de</strong>n. „Das muß je<strong>de</strong>nfalls sehr hübsch<br />

und poetisch se<strong>in</strong>, wenn <strong>de</strong>r Gesang so zu ihm h<strong>in</strong>auftönt.”<br />

Aber die an<strong>de</strong>ren wi<strong>de</strong>rsprachen. „Wir s<strong>in</strong>d doch ke<strong>in</strong>e herumziehen<strong>de</strong>n<br />

Stadtmusikanten,” hieß es. „Die ganze Straßenjugend<br />

wür<strong>de</strong> sich um uns versammeln, und was sollten die Vorgesetzten<br />

davon <strong>de</strong>nken, wenn sie es erführen o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>er von ihnen gar hier<br />

vorüberg<strong>in</strong>ge.”<br />

So entschloß man sich <strong>de</strong>nn, <strong>in</strong>s Haus zu treten. Vorher aber<br />

wur<strong>de</strong>n Fritz und Karl als Deputation vorangeschickt, um von<br />

<strong>de</strong>n Wirtsleuten die Erlaubnis zu erbitten, <strong>de</strong>m Kamera<strong>de</strong>n e<strong>in</strong><br />

Ständchen br<strong>in</strong>gen zu dürfen. Der Hausherr war nicht an-<br />

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