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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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So sehr sich Fritz auch über diesen Brief freute und so stolz<br />

ihn das Lob se<strong>in</strong>es Vaters machte, e<strong>in</strong> großer Kummer mischte<br />

sich doch h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>: daß <strong>de</strong>r Besuch <strong>de</strong>r Eltern, auf <strong>de</strong>n er fest gehofft<br />

hatte, nun vorläufig nicht stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Und er hatte sich<br />

doch so darauf gefreut, ihnen die Stadt zu zeigen, vor allen D<strong>in</strong>gen<br />

aber „se<strong>in</strong>e” Kaserne, die nun se<strong>in</strong>e Welt ausmachte.<br />

Se<strong>in</strong> Kummer wur<strong>de</strong> auch dadurch nicht ger<strong>in</strong>ger, daß auch<br />

Karls Eltern geschrieben hatten, sie wür<strong>de</strong>n wohl kaum noch <strong>in</strong><br />

diesem <strong>Jahr</strong>e zu Besuch kommen; das bevorstehen<strong>de</strong> Weihnachtsfest<br />

und im Anschluß daran <strong>de</strong>r Beg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s neuen <strong>Jahr</strong>es stelle so<br />

große Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Geldbeutel, daß man sehr rechnen<br />

und überlegen und nach Möglichkeit je<strong>de</strong> unnütze Ausgabe vermei<strong>de</strong>n<br />

müsse.<br />

Das Wort „geteilter Schmerz ist halber Schmerz” ließ dieses<br />

Mal die Enttäuschung nicht leichter ertragen.<br />

Aber auch jetzt war es Karl, <strong>de</strong>r zuerst <strong>de</strong>n Kopf wie<strong>de</strong>r oben<br />

hatte. „Na, Fritz, nun sei wie<strong>de</strong>r lustig und guter D<strong>in</strong>ge! Du<br />

kennst ja auch das schöne Lied aus <strong>de</strong>r ‚Fle<strong>de</strong>rmaus‛, das uns<br />

<strong>de</strong>r dicke Schmidt neulich vorsang: ‚Glücklich ist, wer vergißt,<br />

was doch nicht zu än<strong>de</strong>rn ist.‛ Gewiß, als Lebensmotto möchte<br />

ich mir das Wort nicht gera<strong>de</strong> erwählen, dazu ist es mir zu leicht,<br />

zu wenig ernsthaft; aber für unsere jetzige Lage paßt es. Die<br />

Hauptsache ist ja, daß wir wissen, wie zufrie<strong>de</strong>n unsere Eltern mit<br />

uns s<strong>in</strong>d. Und je länger die Trennung. um so größer nachher die<br />

Freu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Wie<strong>de</strong>rsehens! Weihnachten ist nicht mehr allzu fern.”<br />

Anstatt gleich zu antworten, g<strong>in</strong>g Fritz an <strong>de</strong>n Abreißkalen<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Wand h<strong>in</strong>g, und zählte nach. „Noch sieben ganze<br />

Wochen! Und wer weiß, ob wir dann überhaupt Urlaub bekommen.”<br />

„Na, sei so gut, ja!” schalt Karl. „Warum machst du <strong>de</strong>nn mit<br />

e<strong>in</strong>em Male ohne je<strong>de</strong> Veranlassung junge Pfer<strong>de</strong> scheu? Selbstverständlich<br />

bekommen wir Urlaub, <strong>de</strong>nn daß wir uns dienstlich<br />

o<strong>de</strong>r außerdienstlich etwas zuschul<strong>de</strong>n kommen lassen und dadurch<br />

von <strong>de</strong>r Liste <strong>de</strong>r Urlauber gestrichen wer<strong>de</strong>n, ist doch wohl ausgeschlossen.”<br />

„Ganz gewiß, das gibt es nicht,” stimmte Fritz ihm bei, „ich<br />

habe sogar schon daran gedacht, mir beson<strong>de</strong>re Mühe zu geben,<br />

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