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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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„Glaubst du, daß wir uns hier sehr wohl fühlen wer<strong>de</strong>n?”<br />

fragte Fritz <strong>de</strong>n Freund etwas kle<strong>in</strong>laut, aber <strong>de</strong>r lachte wie<strong>de</strong>r<br />

lustig auf. „Danach wer<strong>de</strong>n wir wohl nicht viel gefragt wer<strong>de</strong>n.<br />

Aber warum soll es uns hier nicht gut gehen? Ich kann mir nicht<br />

helfen, ich freue mich schon auf die vierzehn Tage; es ist doch mal<br />

was an<strong>de</strong>res. Man kann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben nie genug lernen, und<br />

wenn ich später erst <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Kolonien b<strong>in</strong>, dann wer<strong>de</strong> ich mich<br />

gewiß noch sehr oft nach dieser schönen Kasernenstube zurücksehnen.<br />

Denn daß es dort e<strong>in</strong>en übertriebenen Luxus gibt, glaube ich<br />

nicht.”<br />

Karls Frohs<strong>in</strong>n gab auch Fritz se<strong>in</strong>e Zuversicht bald wie<strong>de</strong>r,<br />

und allzuviel Zeit hatten sie zum Denken auch nicht, <strong>de</strong>nn um<br />

zwei Uhr begann <strong>de</strong>r Nachmittagsdienst. Sie konnten nur schnell<br />

<strong>in</strong> die Kant<strong>in</strong>e gehen, um dort e<strong>in</strong> paar warme Würstchen und e<strong>in</strong><br />

belegtes Brötchen zu essen.<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Mannschaftsstuben war die Kant<strong>in</strong>e,<br />

wie man <strong>de</strong>n Wirtschaftsraum nennt,<strong>in</strong> <strong>de</strong>m die Mannschaften<br />

für e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Geld Speisen und Getränke von <strong>de</strong>m Kant<strong>in</strong>epächter<br />

erhalten, hübsch und behaglich e<strong>in</strong>gerichtet. An Tapeten<br />

und bequemen Stühlen, wie man sie <strong>in</strong> an<strong>de</strong>ren vornehmen<br />

Restaurants trifft, fehlte es natürlich auch hier, aber an <strong>de</strong>n<br />

Wän<strong>de</strong>n h<strong>in</strong>gen die Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kaiserpaares, e<strong>in</strong>er Schlachtenszene<br />

und e<strong>in</strong>ige alte <strong>Waffen</strong>; <strong>de</strong>r ganze Raum machte e<strong>in</strong>en netten<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>druck. Sogar e<strong>in</strong> Billard war vorhan<strong>de</strong>n, und verschie<strong>de</strong>ne<br />

illustrierte Zeitungen lagen auf.<br />

Fritz und Karl mußten sich mit <strong>de</strong>m Frühstück sehr beeilen.<br />

Das Mittagessen wur<strong>de</strong> heute ausnahmsweise von <strong>de</strong>n <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />

erst um fünf Uhr e<strong>in</strong>genommen, weil sie über Mittag noch alle<br />

beschäftigt waren. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Tagen wur<strong>de</strong> gleich nach<br />

Beendigung <strong>de</strong>s Vormittagsdienstes geme<strong>in</strong>sam um halb e<strong>in</strong> Uhr<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>m Restaurant ‚zum Erbpr<strong>in</strong>zen‛ gegessen, das <strong>de</strong>r Kaserne<br />

gera<strong>de</strong> gegenüberlag und <strong>in</strong> <strong>de</strong>m seit vielen <strong>Jahr</strong>en das sogenannte<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>jährigenkas<strong>in</strong>o war.<br />

Um zwei Uhr sollte <strong>de</strong>r Dienst beg<strong>in</strong>nen, aber zehn M<strong>in</strong>uten<br />

vorher mußte angetreten wer<strong>de</strong>n. Als erstes begann wie<strong>de</strong>r die<br />

Be-sichtigung <strong>de</strong>s Anzuges. Vom Kopf bis zu <strong>de</strong>n Füßen, von vorn<br />

und von h<strong>in</strong>ten wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zelne gemustert; ke<strong>in</strong> noch so kle<strong>in</strong>er<br />

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