Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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nebenan; es brauchen ja nicht alle zu sehen, wie viel o<strong>de</strong>r wie<br />
wenig du <strong>in</strong> <strong>de</strong><strong>in</strong>em Geldbeutel hast. Unter Kamera<strong>de</strong>n ist das<br />
ja zwar eigentlich ganz egal, aber besser ist trotz<strong>de</strong>m besser.”<br />
Gleich darauf g<strong>in</strong>g er mit ihm <strong>in</strong>s Nebenzimmer. Als er die<br />
Tür geschlossen und zur Vorsicht auch noch die Portieren vorgezogen<br />
hatte, damit ke<strong>in</strong> Dritter se<strong>in</strong>e Worte höre, nahm er sich<br />
<strong>de</strong>n Studiosus vor und sagte ihm <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art und Weise die Wahrheit,<br />
daß <strong>de</strong>m be<strong>in</strong>ahe die Augen überg<strong>in</strong>gen. Er schloß mit <strong>de</strong>n<br />
Worten: „De<strong>in</strong> Lebenswan<strong>de</strong>l ist nicht nur schädlich für dich,<br />
son<strong>de</strong>rn für uns alle. Du hast im Fahneneid geschworen, <strong>de</strong><strong>in</strong>e<br />
Pflicht treu und gewissenhaft zu erfüllen; die tust du aber nicht,<br />
wenn du die halben Nächte h<strong>in</strong>durch Skat spielst und je<strong>de</strong>n Morgen<br />
mü<strong>de</strong> zum Dienst kommst. Der Ta<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>n du erntest, ist nicht nur<br />
für dich <strong>de</strong>mütigend, son<strong>de</strong>rn für uns alle. Wenn <strong>de</strong><strong>in</strong> Ehrgefühl<br />
<strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht etwas abgestumpft zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, so ist das sehr<br />
traurig; glaube nur ja nicht, daß wir <strong>in</strong> diesem Punkte bereits<br />
ebenso unempf<strong>in</strong>dlich s<strong>in</strong>d wie du. Daher b<strong>in</strong> ich auch von <strong>de</strong>n<br />
Kamera<strong>de</strong>n beauftragt und bevollmächtigt, dir folgen<strong>de</strong>s zu erklären.”<br />
Der Dicke machte e<strong>in</strong> Pause, ansche<strong>in</strong>end, um <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
auf die gewichtigen Worte, die jetzt kommen wür<strong>de</strong>n, vorzubereiten,<br />
<strong>in</strong> Wirklichkeit aber schwieg er, weil er nicht wußte, was er sagen<br />
sollte. Diese Pause benutzte <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re, um endlich auch e<strong>in</strong>mal<br />
e<strong>in</strong> Wort zu re<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m er sich von se<strong>in</strong>em grenzenlosen Erstaunen<br />
erholt hatte. „Du sprichst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ton zu mir, <strong>de</strong>n ich<br />
mir auf das ernsthafteste verbitten muß. Ich b<strong>in</strong> Stu<strong>de</strong>nt und<br />
da verbietet mir me<strong>in</strong>e Ehre —”<br />
„Laß dich nicht auslachen!” unterbrach ihn <strong>de</strong>r Dick ruhig.<br />
„Soviel ich weiß, bist du augenblicklich <strong>E<strong>in</strong></strong>jährig-Freiwilliger,<br />
<strong>de</strong>m es die Soldatenehre verbieten sollte, so zu bummeln, wie du<br />
es tust. Alles, was du sagt und sagen willst, ist weiter nichts wie<br />
Quatsch. Nimm <strong>de</strong>n Ausdruck ruhig übel, wenn es dir Spaß<br />
macht, aber ich f<strong>in</strong><strong>de</strong> im Augenblick wirklich ke<strong>in</strong> an<strong>de</strong>res passen<strong>de</strong>s<br />
Wort. Nun aber höre zu: Wir haben dich schon oft gebeten und<br />
ermahnt, <strong>de</strong><strong>in</strong>en Verkehr hauptsächlich im Kamera<strong>de</strong>nkreise zu<br />
suchen, nicht aber wie jetzt, <strong>de</strong>r Himmel weiß, <strong>in</strong> welchen Lokalen.<br />
Wir ermahnen dich nun heute zum letzten Male, und wenn du<br />
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