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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Geburtstag gehabt, und er selber bei dieser Gelegenheit e<strong>in</strong>en<br />

Taler und e<strong>in</strong> paar Zigarren bekommen. Aber vielleicht war das<br />

damals nicht <strong>de</strong>r richtige Geburtstag gewesen; <strong>de</strong>r war dann<br />

wohl erst heute, und die Aussicht, womöglich jetzt wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>en<br />

Taler und Zigarren zu erhalten, ließen ihn se<strong>in</strong>en Entschluß<br />

än<strong>de</strong>rn.<br />

„Na, dann me<strong>in</strong>etwegen. Aber die Verantwortung lehne ich<br />

trotz<strong>de</strong>m ab.”<br />

So w<strong>in</strong>kte Karl <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>n Kamera<strong>de</strong>n, die ungeduldig draußen<br />

auf <strong>de</strong>r Straße das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Unterhandlung abwarteten. Dann<br />

traten sie <strong>in</strong>s Haus und schlichen leise die Treppe h<strong>in</strong>auf. Von<br />

gelegentlichen Besuchen, die sie <strong>de</strong>m Kamera<strong>de</strong>n abgestattet<br />

hatten, kannten sie se<strong>in</strong>e Zimmertüren ganz genau.<br />

Oben im Korridor, von <strong>de</strong>m noch e<strong>in</strong>e Treppe <strong>in</strong> <strong>de</strong>n zweiten<br />

Stock h<strong>in</strong>aufführte, nahmen die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen-Unteroffiziere Aufstellung.<br />

Bellmann gab als Kapellmeister das a an, und a—a—a—a<br />

klang es aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Kehlen und <strong>in</strong> <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Tonarten zurück.<br />

Gleich darau setzte <strong>de</strong>r Gesang e<strong>in</strong>: „Wachet auf — wachet<br />

auf!” <strong>E<strong>in</strong></strong> donnern<strong>de</strong>r Trommelwirbel, mit <strong>de</strong>n Fäusten gegen<br />

die Tür ausgeführt, begleitete <strong>de</strong>n poetischen Morgengruß.<br />

Dann aber verkrochen sich alle blitzschnell h<strong>in</strong>ter die Treppe,<br />

<strong>de</strong>nn sie erwarteten, daß <strong>de</strong>r Dicke nun mit Worten <strong>de</strong>s Zornes<br />

auf <strong>de</strong>n Lippen zwischen sie treten wer<strong>de</strong>.<br />

Aber im Zimmer blieb alles ruhig, nichts rührte sich. <strong>E<strong>in</strong></strong>e<br />

Weile warteten sie noch, dann krochen sie aus ihren Schlupfw<strong>in</strong>keln<br />

nach und nach wie<strong>de</strong>r hervor. Um e<strong>in</strong>en so gesun<strong>de</strong>n<br />

Schlaf konnte man <strong>de</strong>n Dicken wirklich benei<strong>de</strong>n. Aber wach<br />

wer<strong>de</strong>n mußte er. Allerd<strong>in</strong>gs, die Trommelwirbel durfte man<br />

nicht weiter fortsetzen; da konnte unter Umstän<strong>de</strong>n die Tür entzweigehen,<br />

und so was durfte man auch im übermütigsten Scherz nicht<br />

machen. Der Gesang alle<strong>in</strong> mußte ihn wecken. Hatte e<strong>in</strong> Orpheus<br />

durch die Macht se<strong>in</strong>er Töne selbst die wil<strong>de</strong>sten Tiere aus <strong>de</strong>m Wald<br />

herangelockt, so wür<strong>de</strong>n sie alle zusammen <strong>de</strong>n Dicken doch wohl<br />

dah<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gen, auf <strong>de</strong>r Bildfläche zu ersche<strong>in</strong>en. Wie<strong>de</strong>r gab<br />

Bellmann das Zeichen, und Körners Reiterlied erklang: „Du<br />

Schwert an me<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ken, was soll <strong>de</strong><strong>in</strong> heitres Bl<strong>in</strong>ken.” Ganz<br />

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