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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Fritz war beim Zielen immer <strong>de</strong>r Beste gewesen. er hatte<br />

das Gewehr stets auf das genaueste e<strong>in</strong>gestellt und manches Lob<br />

geerntet, auch von se<strong>in</strong>em Leutnant Worte <strong>de</strong>r wärmsten Anerkennung<br />

erhalten; ja es war ihm prophezeit wor<strong>de</strong>n, er wer<strong>de</strong><br />

sicher noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> sehr guter Schütze wer<strong>de</strong>n.<br />

Und nun muckte er! Er war nicht ängstlich; er wußte ja ganz<br />

genau, daß <strong>de</strong>r Schuß nicht h<strong>in</strong>ten zum Verschluß herauskommt,<br />

son<strong>de</strong>rn vorn aus <strong>de</strong>r Mündung, und vor <strong>de</strong>m kle<strong>in</strong>en Stoß, <strong>de</strong>n<br />

das Abfeuern <strong>de</strong>s Gewehres verursacht, fürchtete er sich erst recht<br />

nicht. Die ersten bei<strong>de</strong>n Male hatte er sehr ruhig und sehr gut<br />

„durchgezogen”, aber dann plötzlich gemuckt, ohne zu wissen<br />

warum und weshalb. Er wollte es sich abgewöhnen, anstatt<br />

<strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong> es immer schlimmer.<br />

Der Schießunteroffizier rang die Hän<strong>de</strong>, und auch Leutnant<br />

von Dohlen war ganz verzweifelt. „Was machen wir nur mit<br />

Ihnen?” fragte er Fritz, aber auch <strong>de</strong>r wußte ke<strong>in</strong>e Antwort.<br />

So wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>nn beschlossen, ihm e<strong>in</strong> paar Tage lang das Zielgewehr<br />

nicht <strong>in</strong> die Hand zu geben; vielleicht daß sich dann se<strong>in</strong>e<br />

Nerven von selbst beruhigten, und er sich das Mucken ebenso<br />

schnell wie<strong>de</strong>r abgewöhnte, wie er es sich angewöhnt hatte. Fritz<br />

sah <strong>de</strong>m ersten Scharfschießen, als e<strong>in</strong>ziger von allen <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen,<br />

voller Unruhe entgegen, und da vermochte auch Karl ihn nicht zu<br />

trösten, bis er schließlich gar nicht mehr davon sprach, um die<br />

Gedanken <strong>de</strong>s Freun<strong>de</strong>s abzulenken.<br />

Auf <strong>de</strong>n Schießdienst hätte Fritz im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Kamera<strong>de</strong>n<br />

gern verzichtet, dafür machte ihm e<strong>in</strong> an<strong>de</strong>rer Dienstzweig um<br />

so mehr Vergnügen; das waren die Übungen draußen im Gelän<strong>de</strong>.<br />

Unter <strong>de</strong>r Führung ihres Leutnants von Dohlen marschierten<br />

die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen zweimal <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Woche nach draußen, auf <strong>de</strong>n<br />

großen Exerzierplatz, auf e<strong>in</strong>en hügeligen Terra<strong>in</strong>abschnitt o<strong>de</strong>r<br />

sonst nach e<strong>in</strong>em geeigneten Punkt. Dort begannen die Vorbereitungen<br />

für das Schützengefecht und <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das<br />

Entfernungschätzen, um im Ernstfalle bestimmen zu können, wie<br />

weit <strong>de</strong>r Fe<strong>in</strong>d entfernt sei, und um <strong>de</strong>mgemäß für das Gewehr<br />

das richtige Visier und <strong>de</strong>n richtigen Haltepunkt wählen zu können.<br />

Natürlich kamen im Anfang sehr grobe Fehler vor. <strong>E<strong>in</strong></strong> Objekt,<br />

das kaum hun<strong>de</strong>rt Meter entfernt stand, wur<strong>de</strong> auf zweihun<strong>de</strong>rt,<br />

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