Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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ei<strong>de</strong> Augen fest zudrücken und sie nicht, wie <strong>de</strong>r Unteroffizier,<br />
stramm unter die Lupe nehmen.<br />
Aber <strong>de</strong>r Dicke dachte nicht daran, die Hoffnungen, welche die<br />
Leute <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht auf ihn setzten, zu erfüllen. Sie merkten<br />
sehr bald, daß er es mit <strong>de</strong>m Dienst recht genau nahm, selbst die<br />
kle<strong>in</strong>ste Bummelei nicht durchgehen ließ, <strong>in</strong> dieser Beziehung ke<strong>in</strong>en<br />
Scherz vertrug und vor allen D<strong>in</strong>gen bewies, daß er se<strong>in</strong>e Sache<br />
auch gründlich verstand.<br />
In je<strong>de</strong>r Kompanie gibt es gute und schlechte Element, und<br />
gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Dicke hatte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Korporalschaft e<strong>in</strong> paar Leute,<br />
die schon verschie<strong>de</strong>ntlich wegen Urlaubsüberschreitung, wegen<br />
Bummelei beim Exerzieren und sonstiger Vergehen im Arrest<br />
gesessen hatten, und die ihre Pflicht wi<strong>de</strong>rwillig und gera<strong>de</strong> nur<br />
so weit taten, wie sie es mußten, um nicht von neuem <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Kasten<br />
zu marschieren.<br />
Sie schalten im stillen nun nicht schlecht, als <strong>de</strong>r Dicke ihnen<br />
so auf die F<strong>in</strong>ger sah, und nahmen sich vor, <strong>de</strong>m neuen Korporalschaftsführer<br />
bei <strong>de</strong>r ersten besten Gelegenheit zu zeigen, daß er<br />
ihnen nicht imponiere. Sie durften dies nach ihrer Me<strong>in</strong>ung<br />
um so leichter wagen, als <strong>de</strong>r Gefreite nur während <strong>de</strong>s Dienstes<br />
ihr Vorgesetzter ist. Sie beschlossen, wenn <strong>de</strong>r Dicke im Zimmer<br />
war, davon gar ke<strong>in</strong>e Notiz zu nehmen, ruhig die Mütze auf <strong>de</strong>m<br />
Kopf zu behalten und sich <strong>in</strong> ihrer Unterhaltung durch se<strong>in</strong>e<br />
Gegenwart nicht im ger<strong>in</strong>gsten stören zu lassen. Sie wollten ihm<br />
zeigen, daß er außerdienstlich für sie Luft sei. Schließlich wollten<br />
sie ihn durch große Nachlässigkeit, die sie absichtlich zur Schau<br />
trugen, wenn irgend möglich so reizen, daß er sich an e<strong>in</strong>em von<br />
ihnen vergriff. Dann hatten sie gewonnenes Spiel. Er wür<strong>de</strong><br />
dann nicht nur mit Arrest bestraft, son<strong>de</strong>rn vor allen D<strong>in</strong>gen auch<br />
als Korporalschaftsführer abgelöst wer<strong>de</strong>n. Dann waren sie ihn<br />
für immer los.<br />
Der Dicke merkte sehr wohl, wie se<strong>in</strong>e Leute über ihn dachten.<br />
Er war sich genau bewußt, nicht mehr von ihnen verlangt zu haben,<br />
als er im Interesse <strong>de</strong>s Dienstes und um selbst se<strong>in</strong>e Pflicht zu<br />
tun, von ihnen verlangen mußte, und <strong>de</strong>r Feldwebel, <strong>de</strong>n er um Rat<br />
fragte, ob er nicht vielleicht doch etwas falsch mache, hatte ihm<br />
zur Antwort gegeben: „Den Brü<strong>de</strong>rn können Sie gar nicht scharf<br />
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