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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Endlich, kurz nach halb neun, erschien <strong>de</strong>r Putzer. „Ich habe<br />

so lange im Kas<strong>in</strong>o warten müssen, Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger. Das Beefsteak<br />

wur<strong>de</strong> erst ganz frisch gebraten, und ehe das dann alles e<strong>in</strong>gepackt<br />

und auf die verschlossenen Pötte mit warmem Wasser<br />

gesetzt war, damit mir die ganze Herrlichkeit unterwegs nicht<br />

wie<strong>de</strong>r kalt wer<strong>de</strong>, verg<strong>in</strong>g eben wie<strong>de</strong>r viel Zeit.”<br />

Er hatte während <strong>de</strong>s Sprechens schon <strong>de</strong>n Korb geöffnet<br />

und die Teller und Schüsseln auf <strong>de</strong>n Tisch gestellt. „Sogar<br />

ganz frische Bratkartoffeln haben sie für <strong>de</strong>n Herrn <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />

gemacht, und die Spiegeleier s<strong>in</strong>d hier noch extra, und die an<strong>de</strong>ren<br />

Herren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen lassen <strong>de</strong>n Herrn <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen auch vielmals<br />

grüßen, und <strong>de</strong>r Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige möchte auf das Wohl <strong>de</strong>r Herren<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen e<strong>in</strong>mal tr<strong>in</strong>ken, und die Herren <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen schicken<br />

<strong>de</strong>m Herrn <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen hier e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Flasche Rotwe<strong>in</strong>.”<br />

Es war wirklich e<strong>in</strong> lukullisches Mahl, das <strong>de</strong>m Dicken da vorgesetzt<br />

wur<strong>de</strong>, und mit wahrem Heißhunger setzte er sich an <strong>de</strong>n<br />

Tisch.<br />

„Hier ist die Serviette, Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger! Wir haben an alles<br />

gedacht, es fehlt nicht das ger<strong>in</strong>gste; hier ist sogar Pfeffer und Salz.<br />

Es ist alles da, und nun guten Appetit, Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger.”<br />

„Danke,” rief <strong>de</strong>r Dicke, „um aber damit beg<strong>in</strong>nen zu können,<br />

geben Sie mir, bitte, doch erst mal Messer und Gabel.”<br />

Der Putzer, <strong>de</strong>r sich auf e<strong>in</strong>en Schemel gesetzt hatte, fuhr<br />

wie <strong>de</strong>r Blitz <strong>in</strong> die Höhe. „Ich hol's sofort aus <strong>de</strong>m Korb, Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger.”<br />

„Aber etwas fl<strong>in</strong>k,” ermahnte <strong>de</strong>r Dicke, „sonst wird ja das gute<br />

Essen kalt.”<br />

„<strong>E<strong>in</strong></strong>en Augenblick, Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger, nur e<strong>in</strong>en Augenblick,<br />

es muß doch hier se<strong>in</strong>; ich habe es ganz genau gesehen, wie die<br />

Ordonnanz e<strong>in</strong> Besteck herausgenommen hat, und wir haben<br />

doch alles zusammen e<strong>in</strong>gepackt; ich habe auch selbst noch mit dabei<br />

geholfen.”<br />

Aber trotz alle<strong>de</strong>m war es nicht zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />

„Sie s<strong>in</strong>d mir e<strong>in</strong> schöner Nachtwächter!” schalt <strong>de</strong>r Dicke.<br />

„Alles packt ihr e<strong>in</strong>, sogar die überflüssigsten Sachen, wie e<strong>in</strong><br />

Tischtuch und sogar <strong>de</strong>n Zahnstocher! Alles ist da, nur die Hauptsache<br />

fehlt, Messer und Gabel — womit soll ich <strong>de</strong>nn nun essen?”<br />

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