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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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„Stiiiiiillgestan<strong>de</strong>n!” rief er mit lauter Stimme. „Jetzt heißt<br />

es aufgepaßt. Stiiiiiillstehen, Leute, stiiiiiillgestan<strong>de</strong>n! Ich habe<br />

,stiiiiiillgestan<strong>de</strong>n' kommandiert. — Ach, Herr Hauptmann von<br />

<strong>de</strong>r vierten Kompanie, kommen Sie doch mal her — sehen Sie sich<br />

das, bitte, an, damit Sie es glauben, damit Sie es für möglich<br />

halten: da hat soeben e<strong>in</strong> Mann von Ihrer Kompanie mit <strong>de</strong>n<br />

Nasenflügeln gezuckt! Das ist ja unerhört — un — er — hört —;<br />

woh<strong>in</strong> soll das führen, wenn die Leute nicht stiiiillstehen, wenn<br />

,stiiiiiillgestan<strong>de</strong>n' kommandiert wird? Bitte, Herr Hauptmann,<br />

bestrafen Sie <strong>de</strong>n Mann mit drei Tagen Urlaub; wenn er länger<br />

fortbleiben will, b<strong>in</strong> ich auch damit e<strong>in</strong>verstan<strong>de</strong>n.”<br />

Da rief schon wie<strong>de</strong>r jemand laut: „Bravo!”<br />

„Haben Sie es gehört, me<strong>in</strong>e Herren, haben Sie es gehört?”<br />

fuhr <strong>de</strong>r Oberst Nummer zwei <strong>in</strong>grimmig fort. „Da hat e<strong>in</strong> Mensch<br />

gesprochen. Der Mensch wagt es, <strong>de</strong>n Mund aufzumachen, wenn<br />

ich, <strong>de</strong>r Herr Oberst, vor <strong>de</strong>r Front stehe. Wenn ich es herausbekomme,<br />

wer <strong>de</strong>r Mann ist, dann stelle ich ihn vor das Kriegsgericht<br />

und lasse ihn füsilieren.”<br />

„Reg di man nich up!” tönte es aus Reih und Glied.<br />

„Me<strong>in</strong>e Herren, mich rührt <strong>de</strong>r Schlag; ich b<strong>in</strong> tot, ich falle<br />

vom Pferd.”<br />

Und obgleich es gar nicht se<strong>in</strong>e Absicht gewesen war, lag er<br />

trotz<strong>de</strong>m plötzlich auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>.<br />

Aber schnell sprang er <strong>in</strong> die Höhe und gab se<strong>in</strong>em Pferd<br />

e<strong>in</strong>en kräftigen Puff. „Wat sall <strong>de</strong>nn dat? Warum smietst du<br />

mi <strong>de</strong>nn aff?”<br />

„Du büst mi tau dick, me<strong>in</strong> Jung, un strampelst mi veel tau<br />

veel mit <strong>de</strong> Been,” gab das „Pferd” zur Antwort.<br />

So g<strong>in</strong>g das noch e<strong>in</strong>e Weile weiter, bis die Vorgesetzten sich<br />

zurückzogen und die Mannschaften alle<strong>in</strong> ließen. Die hatten auch<br />

Besuch aus <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Ortschaften bekommen, und e<strong>in</strong><br />

reges Leben und Treiben herrschte, bis die Gäste das Lager<br />

verlassen mußten.<br />

Um neun Uhr hieß es wie<strong>de</strong>r: „Antreten zum Gebet!”<br />

So schön und feierlich wie heute war das noch nie gewesen.<br />

Fast zehntausend Mann stan<strong>de</strong>n da unter <strong>de</strong>m weiten Himmelszelt,<br />

die Mütze <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Hand, und andächtig lauschten alle <strong>de</strong>r Musik.<br />

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