Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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und voller Zorn wandte er sich an die Mannschaften, die mit ihm<br />
und Karl <strong>in</strong> <strong>de</strong>rselben Stube lagen. „Wer hat es gewagt, aus<br />
<strong>de</strong>m Sp<strong>in</strong>d die Sachen h<strong>in</strong>auszuwerfen, und wer hat es gewagt,<br />
me<strong>in</strong> Sp<strong>in</strong>d aufzubrechen? Es war verschlossen; hier ist <strong>de</strong>r<br />
Schlüssel, ich tage ihn im Brustbeutel.”<br />
Fritz war sehr erregt und Karl stimmte ihm bei. Aber ihre<br />
Worte riefen unter <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Leuten große Erbitterung hervor.<br />
„Wir s<strong>in</strong>d's nicht gewesen; wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e <strong>E<strong>in</strong></strong>brecher. Wir lassen<br />
uns so etwas nicht sagen, wenn Sie auch tausendmal e<strong>in</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger<br />
s<strong>in</strong>d und wir nur gewöhnliche Soldaten!”<br />
Die „alten Leute”, wie man die Mannschaften nennt, die im<br />
zweiten <strong>Jahr</strong> dienen, fühlten sich <strong>in</strong> ihrer Ehre gekränkt, und ihre<br />
Augen blitzten zornig auf; ja manche Faust ballte sich. Die Sache<br />
hätte vielleicht e<strong>in</strong> sehr unangenehmes Nachspiel haben können,<br />
wenn nicht <strong>in</strong> diesem Augenblick <strong>de</strong>r Unteroffizier vom Dienst<br />
<strong>in</strong>s Zimmer getreten wäre.<br />
„Na, da s<strong>in</strong>d Sie ja, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger Köhler,” wandte er sich an<br />
Fritz, „haben Sie Ihre Siebensachen alle wie<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>n? <strong>E<strong>in</strong></strong>en<br />
guten Rat will ich Ihnen geben: es genügt nicht, daß Sie <strong>de</strong>s<br />
Abends <strong>de</strong>n Schlüssel abziehen; Sie müssen das Schloß auch<br />
zuschließen, sonst kann sich leicht e<strong>in</strong>mal jemand an Ihrem Sp<strong>in</strong>d<br />
etwas zu schaffen machen, <strong>de</strong>r dort nichts zu suchen hat. Heute<br />
nach war ich so frei, alles h<strong>in</strong>auszuwerfen — Sie schliefen so<br />
schön, daß ich Sie nicht wecken wollte — aber e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Lehre<br />
mußte ich Ihnen doch geben.”<br />
Fritz stand mit dunkelroten Wangen da; er schämte sich vor <strong>de</strong>m<br />
Vorgesetzten, aber <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie vor <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Kamera<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>nen er unrecht getan hatte. „Ich bitte euch um Verzeihung,”<br />
wandte er sich an diese, als <strong>de</strong>r Unteroffizier gegangen war, „ich<br />
habe euch im Verdacht gehabt, gewissermaßen bei mir e<strong>in</strong>gebrochen<br />
zu se<strong>in</strong>, und möchte es gern wie<strong>de</strong>r gutmachen, wenn ich es kann.”<br />
Der Zorn <strong>de</strong>r alten Leute war schnell verraucht. Ihre Ehre<br />
war wie<strong>de</strong>rhergestellt; nicht <strong>de</strong>r leiseste Verdacht ruhte mehr auf<br />
ihnen und schließlich merkten sie's Fritz ja auch <strong>de</strong>utlich an, daß er<br />
es wirklich bereute, so zu ihnen gesprochen zu haben.<br />
Sie dachten nicht mehr daran, noch böse zu se<strong>in</strong>, aber trotz<strong>de</strong>m<br />
wollten sie wenigstens so tun; etwas Angst wollten sie Fritz doch<br />
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