Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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auszutauschen. Die meisten waren lustig und guter D<strong>in</strong>ge, nur<br />
hatten sie alle die Empf<strong>in</strong>dung, im Rücken etwas steif zu se<strong>in</strong>;<br />
das kam von <strong>de</strong>m ungewohnten Strohlager. „Wir wer<strong>de</strong>n schon<br />
wie<strong>de</strong>r geschmeidig wer<strong>de</strong>n,” tröstete aber e<strong>in</strong> Kamerad die an<strong>de</strong>ren.<br />
„Wenn wir erst nachher zwanzigmal über <strong>de</strong>n Kasernenhof gelaufen<br />
s<strong>in</strong>d, da s<strong>in</strong>d unsere Glie<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r gelenkig wie die e<strong>in</strong>es<br />
Parterreakrobaten.”<br />
Fritz war <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zige, <strong>de</strong>r nachts aus <strong>de</strong>m Bett geholt wor<strong>de</strong>n<br />
war. Er erzählte se<strong>in</strong> Erlebnis, um e<strong>in</strong>en Lei<strong>de</strong>nsgefährten zu<br />
f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, aber die an<strong>de</strong>ren hatten durchschlafen dürfen, und nun<br />
mußte er sich auch noch kle<strong>in</strong>e Neckereien gefallen lassen, aber er<br />
nahm sie nicht übel. Sie waren ja eigentlich nicht böse geme<strong>in</strong>t.<br />
Um sieben Uhr begann <strong>de</strong>r Dienst mit <strong>de</strong>r Instruktionsstun<strong>de</strong>.<br />
Leutnant von Dohlen hielt e<strong>in</strong>en Vortrag über die Kriegsartikel im<br />
allgeme<strong>in</strong>en und über <strong>de</strong>n zweiten Kriegsartikel im beson<strong>de</strong>ren,<br />
<strong>de</strong>r die Pflichten <strong>de</strong>s Soldaten aufzählt und lautet: „Die unverbrüchliche<br />
Wahrung <strong>de</strong>r im Fahneneid gelobten Treue ist die<br />
erste Pflicht <strong>de</strong>s Soldaten. Nächst<strong>de</strong>m erfor<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Beruf <strong>de</strong>s<br />
Soldaten: Kriegsfertigkeit, Mut bei allen Dienstobliegenheiten<br />
und Tapferkeit im Kriege, Gehorsam gegen <strong>de</strong>n Vorgesetzten,<br />
ehrenhafte Führung <strong>in</strong> und außer <strong>de</strong>m Dienste, gutes und rechtliches<br />
Verhalten gegen die Kamera<strong>de</strong>n.”<br />
Das war zugleich e<strong>in</strong>e Vorbereitung für <strong>de</strong>n Fahneneid, <strong>de</strong>n<br />
die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen bald ablegen sollten. Auf <strong>de</strong>n Tag <strong>de</strong>r Vereidigung<br />
freuten sich alle, <strong>de</strong>nn wirkliche Soldaten waren sie doch erst, wenn<br />
sie vor Gott geschworen hatten, ihrem Kaiser treu und redlich<br />
zu dienen.<br />
Ehe sie aber zur Kirche geführt wer<strong>de</strong>n konnten, mußten sie<br />
noch viel lernen: das Gehen, das Stehen und das Grüßen. O<strong>de</strong>r<br />
wie Sergeant Bülle es nannte: „Der militärische Geist mußte<br />
erst <strong>in</strong> Ihre Zivilglie<strong>de</strong>r h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fahren.”<br />
Nach <strong>de</strong>r Instruktion gab es e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Pause, die dazu benutzt<br />
wur<strong>de</strong>, um <strong>de</strong>n Anzug von neuem <strong>in</strong> Ordnung zu br<strong>in</strong>gen; dann<br />
trat man zum Exerzieren an und um halb neun nahm <strong>de</strong>r Dienst<br />
wie<strong>de</strong>r se<strong>in</strong>en Anfang. Morgens wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong> für allemal mit e<strong>in</strong>er<br />
kle<strong>in</strong>en Pause bis um halb zwölf und nachmittags von zwei bis vier<br />
Uhr exerziert. Nur <strong>de</strong>r Samstagnachmittag war frei.<br />
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