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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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Er war ja jetzt Unteroffizier und obendre<strong>in</strong> im Dienst; da war<br />

es se<strong>in</strong>e Pflicht, <strong>de</strong>n Ausreißer nicht fortlaufen zu lassen.<br />

Der Soldat blieb bei <strong>de</strong>m Anruf unwillkürlich e<strong>in</strong>en Augenblick<br />

stehen und wandte sich um. Daß er ihn erkannt hatte, glaubte<br />

<strong>de</strong>r Dicke kaum; er selbst, so viel war gewiß, vermochte <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

nicht zu erkennen.<br />

Aber gleich darauf lief <strong>de</strong>r Mann nur umso schneller wie<strong>de</strong>r<br />

davon.<br />

Der Dicke h<strong>in</strong>terher. Hatte er nun e<strong>in</strong>mal A gesagt, dann<br />

mußte er auch B sagen. Daß <strong>de</strong>r Mann entkam und sich womöglich<br />

noch über se<strong>in</strong>en Verfolger lustig machte, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m er natürlich mit<br />

Recht e<strong>in</strong>en Vorgesetzten vermutete, das gab es <strong>de</strong>nn doch nicht.<br />

Der Mann hörte die Schritte h<strong>in</strong>ter sich und lief immer schneller.<br />

Der Dicke warf gewaltig se<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e.<br />

Jetzt war <strong>de</strong>r Soldat an e<strong>in</strong>en Neubau gelangt. Um <strong>de</strong>n<br />

Bauplatz herum war e<strong>in</strong> Holzstaket gezogen, Frem<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Zutritt<br />

zu verwehren. Aber <strong>de</strong>r Soldat mußte wohl se<strong>in</strong>e Grün<strong>de</strong> haben,<br />

gera<strong>de</strong> diesen Weg e<strong>in</strong>zuschlagen, um wahrsche<strong>in</strong>lich auf <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Seite <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nebenstraße verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>n zu können, <strong>de</strong>nn<br />

mit e<strong>in</strong>em Satz setzte er, sich mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n oben auf das<br />

Staket stützend, über das H<strong>in</strong><strong>de</strong>rnis h<strong>in</strong>weg.<br />

„Turnen kann <strong>de</strong>r Schl<strong>in</strong>gel,” dachte <strong>de</strong>r Dicke, „aber ich<br />

wer<strong>de</strong> ihm beweisen, daß ich nicht umsonst so oft über die H<strong>in</strong><strong>de</strong>rnisbahn<br />

geklettert b<strong>in</strong>.”<br />

Drüben war er, ehe er selbst wußte, wie — die Aufregung und<br />

<strong>de</strong>r feste Wille, <strong>de</strong>n Flüchtl<strong>in</strong>g zu erwischen, gaben ihm große<br />

Ausdauer und Geschicklichkeit; sie ließen ihn alle Nerven anspannen.<br />

Drüben war er — aber <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re hatte mittlerweile schon<br />

e<strong>in</strong>en großen Vorsprung.<br />

„Halt!” rief <strong>de</strong>r Dicke noch e<strong>in</strong>mal. Der Musketier beschleunigte<br />

jedoch nur se<strong>in</strong>en Lauf.<br />

Von neuem stürmte <strong>de</strong>r Dicke h<strong>in</strong>ter ihm dre<strong>in</strong>.<br />

Mit e<strong>in</strong>em kühnen Satz sprang <strong>de</strong>r Mann vor ihm jetzt wie<strong>de</strong>r<br />

über das Staket h<strong>in</strong>weg, aber auch <strong>de</strong>r Dicke schwang sich h<strong>in</strong>über,<br />

und immer weiter g<strong>in</strong>g die Jagd.<br />

Dem Soldaten mußte <strong>de</strong>r Atem ansche<strong>in</strong>end knapp wer<strong>de</strong>n.<br />

Er begann im Laufe nachzulassen; <strong>de</strong>utlich hörte <strong>de</strong>r Dicke se<strong>in</strong><br />

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