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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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ihm ja nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Schrecken e<strong>in</strong>jagen, und was die fünfundzwanzig<br />

o<strong>de</strong>r besser gesagt die zwölf betrifft, so wollen wir die<br />

nicht Ihnen verabreichen, son<strong>de</strong>rn Sie uns — zwölf Glas Bier<br />

sollen Sie uns nämlich bezahlen, für je<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>s, da hilft Ihnen<br />

ke<strong>in</strong> Zähneklappern.”<br />

Nun war das Lachen an Fritz und Karl; dann öffnete Fritz<br />

se<strong>in</strong>en Brustbeutel und nahm daraus zwei Mark, die er Petersen<br />

gab. „Hier nehmt und tr<strong>in</strong>kt das Glas Bier auf me<strong>in</strong> Wohl.”<br />

„Danke schön, Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger, das wollen wir nicht vergessen,”<br />

klang es zurück.<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Leute drängten heran, um Fritz die Hand zu<br />

drücken; aus allen Gesichtern las er die Freu<strong>de</strong> darüber, daß ihnen<br />

ihr <strong>de</strong>rber Scherz so gut gelungen war.<br />

Aber ganz so schnell wie die Mannschaften vergaßen die bei<strong>de</strong>n<br />

Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Zwischenfall doch nicht, und <strong>in</strong> Zukunft paßte Karl<br />

immer mit auf, daß Fritz se<strong>in</strong> Sp<strong>in</strong>d auch wirklich abschloß, <strong>de</strong>nn<br />

<strong>de</strong>r war <strong>de</strong>s Abends meistens so mü<strong>de</strong>, daß er schon im Stehen<br />

e<strong>in</strong>schlief.<br />

Tag für Tag nahm <strong>de</strong>r Dienst se<strong>in</strong>en regelmäßigen Fortgang,<br />

und wenn er auch nicht so schwer war, daß ihn nicht alle gleich<br />

leisten konnten, so ermü<strong>de</strong>te er doch <strong>de</strong>n Körper, <strong>de</strong>nn jetzt hatten<br />

die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen auch das Gewehr <strong>in</strong> die Hand bekommen, und das<br />

Griffeüben nahm se<strong>in</strong>en Anfang.<br />

Das Gewehr ist nach e<strong>in</strong>em alten Wort die Braut <strong>de</strong>s Soldaten;<br />

es soll mit Rücksicht und mit zarter Aufmerksamkeit behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n, damit es ke<strong>in</strong>en Scha<strong>de</strong>n erlei<strong>de</strong>t an se<strong>in</strong>em Leib (an<br />

se<strong>in</strong>en Holz- und Eisenteilen) und erst recht nicht an se<strong>in</strong>er Seele<br />

(<strong>de</strong>m leeren Raum im Gewehrlauf). Aber wenn die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />

die ihnen anvertraute Waffe zu sehr schonten und die Übungen<br />

zu zaghaft machten, da war es auch nicht recht.<br />

„Feste Griffe,” mahnten die Unteroffiziere und Gefreiten.<br />

„Feste re<strong>in</strong>greifen <strong>in</strong> das Eisen und fest das Gewehr re<strong>in</strong>schieben<br />

<strong>in</strong> die Schulter! Das muß nur so knacken, aber man darf es doch<br />

nicht hören, <strong>de</strong>nn leicht und dabei doch fest, das ist die Kunst, um<br />

die sich alles dreht. Grün und blau muß die Schulter <strong>in</strong> <strong>de</strong>r ersten<br />

Zeit se<strong>in</strong>. Sonst ist <strong>de</strong>r Soldat überhaupt nicht wert, daß ihm<br />

e<strong>in</strong> Gewehr anvertraut wird.”<br />

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