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Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de

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durch und nimmt die Fußspitze nach auswärts und nach unten,<br />

und auf „drei” setzt er <strong>de</strong>n Fuß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entfernung von achtzig<br />

Zentimetern auf die Er<strong>de</strong>.<br />

Das hört sich sehr e<strong>in</strong>fach an, ist aber im Anfang gar nicht<br />

leicht auszuführen, und <strong>de</strong>r dicke Schmidt keuchte jetzt nicht schlecht,<br />

als se<strong>in</strong> Unteroffizier ihn vorgenommen hatte. Das Tempo<br />

„e<strong>in</strong>s”, das Heben <strong>de</strong>s Absatzes und das Krümmen <strong>de</strong>s Knies<br />

g<strong>in</strong>g gut, sogar sehr gut, wie <strong>de</strong>r Unteroffizier leicht ironisch lobte;<br />

aber wenn er dann das Be<strong>in</strong> auf Tempo „zwei” kurz vorschnellte,<br />

dann verlor er das Gleichgewicht und wollte umfallen. Da half<br />

es auch nichts, daß er das an<strong>de</strong>re Be<strong>in</strong> im Kniegelenk scharf durchdrückte,<br />

daß er sich auf die Zähne biß und sich vornahm, nicht zu<br />

wackeln. Er wackelte doch; er konnte auf e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> nicht balancieren.<br />

„Fallen Sie nicht um,” ermahnte <strong>de</strong>r Unteroffizier belustigt,<br />

„Sie müssen ja doch wie<strong>de</strong>r aufstehen, und als vernunftbegabtes<br />

Wesen muß man je<strong>de</strong> unnütze Arbeit vermei<strong>de</strong>n. Was ich kann,<br />

wer<strong>de</strong>n Sie doch auch können, und ich kann es.”<br />

Der Unteroffizier stellte sich <strong>in</strong> Positur, streckte das e<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong><br />

im Para<strong>de</strong>schritt <strong>in</strong> die Luft und stand da, ohne sich zu rühren,<br />

wie aus Erz gegossen.<br />

„So, <strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger, nun machen Sie mir das e<strong>in</strong>mal nach.”<br />

Aber mit e<strong>in</strong>em Male g<strong>in</strong>g das nicht, das wußte <strong>de</strong>r Unteroffizier<br />

auch ganz genau. So ließ er <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>n dicken Schmidt<br />

nach e<strong>in</strong>er Viertelstun<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zurücktreten. „Sie wer<strong>de</strong>n<br />

es schon noch lernen; aber Üben ist die Hauptsache, auch wenn Sie<br />

alle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, nicht nur wenn ich Sie vorgenommen habe. Nun<br />

erholen Sie sich e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> bißchen; ich rufe Sie nachher zur<br />

Wie<strong>de</strong>rholung nochmals.”<br />

Allzu verlockend erschien <strong>de</strong>m Dicken diese Aussicht gera<strong>de</strong><br />

nicht, aber vorläufig war die Gewißheit, nun etwas pausieren zu<br />

dürfen, doch die Hauptsache. Doch wenn er geglaubt hatte, se<strong>in</strong>e<br />

Siesta im Stehen mit geschlossenen Augen abhalten zu können,<br />

da irrte er sich. Für se<strong>in</strong> Leben gern hätte er sich e<strong>in</strong>en Augenblick<br />

auf e<strong>in</strong>en bequemen Stuhl gesetzt o<strong>de</strong>r gar auf e<strong>in</strong> Sofa gelegt,<br />

aber <strong>de</strong>rartige Möbel waren auf <strong>de</strong>m Kasernenhof und <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Kaserne selbst unbekannte Luxusgegenstän<strong>de</strong>.<br />

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