Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ihnen angedroht, falls sie die Wünsche nicht erfüllen wür<strong>de</strong>n. Der<br />
e<strong>in</strong>e wollte am liebsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Privathaus wohnen, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
unter allen Umstän<strong>de</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gasthof, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m er ke<strong>in</strong>e Rücksicht<br />
auf se<strong>in</strong>e Wirte zu nehmen und ke<strong>in</strong>e Besuche zu machen brauchte;<br />
<strong>de</strong>r dritte wollte e<strong>in</strong> möglichst hartes Bett, weil er auf e<strong>in</strong>er<br />
weichen Unterlage nicht schlafen könne, und <strong>de</strong>r vierte wünschte<br />
sich wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e möglichst weiche Lagerstatt.<br />
Je<strong>de</strong>r wollte etwas, und je<strong>de</strong>r wollte etwas an<strong>de</strong>res.<br />
Die drei sahen e<strong>in</strong>, daß es ihnen natürlich unmöglich se<strong>in</strong> wür<strong>de</strong>,<br />
alle Wünsche zu erfüllen. Trotz<strong>de</strong>m notierten sie sich alles<br />
gewissenhaft. Vielleicht war es ihnen doch möglich, <strong>de</strong>m e<strong>in</strong>en<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren e<strong>in</strong>en Gefallen zu tun, wenngleich sie ja<br />
merkten, daß die Kamera<strong>de</strong>n ihre Wünsche mehr aus Übermut als<br />
aus wirklichem Verlangen äußerten.<br />
Am nächsten Morgen fuhren die Quartiermacher unter<br />
Führung ihres Leutnants ab, und gleich nach <strong>de</strong>r Ankunft <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Stadt g<strong>in</strong>g es zum Rathaus. Dort war schon <strong>in</strong> wochenlanger<br />
Arbeit alles genau vorbereitet. Je<strong>de</strong> Offizier erhielt für se<strong>in</strong><br />
Bataillon die nötige Anzahl von Offiziers- und Mannschaftsquartieren<br />
nachgewiesen. In <strong>de</strong>r Hauptsache kam es nun darauf<br />
an, diese richtig zu verteilen. Der Herr Major mußte natürlich<br />
die beste Wohnung haben, <strong>de</strong>r älteste Hauptmann die zweitbeste<br />
und so g<strong>in</strong>g das stufenweise weiter. Selbstverständlich wollte<br />
je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r berittenen Offiziere auch se<strong>in</strong> Pferd <strong>in</strong> nächster Nähe,<br />
und häufig hatten gera<strong>de</strong> die besten Quartiere ke<strong>in</strong>e Stallung,<br />
o<strong>de</strong>r umgekehrt. Da galt es, sehr zu überlegen und viel nachzu<strong>de</strong>nken,<br />
bis alle Herren richtig verteilt waren.<br />
Dann kamen die Unteroffiziere an die Reihe. Der Feldwebel<br />
brauchte e<strong>in</strong>e große Stube, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r er se<strong>in</strong>e schriftlichen Arbeiten<br />
erledigen konnte. Auch <strong>de</strong>r Kammerunteroffizier hatte viel<br />
Platz nötig für se<strong>in</strong>e Kisten und Kasten. Je<strong>de</strong>r Unteroffizier<br />
mußte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Nähe se<strong>in</strong>er Leute untergebracht wer<strong>de</strong>n.<br />
Schließlich kamen die Mannschaften daran. Viele Hauswirte<br />
hatten die ihnen von <strong>de</strong>r Stadt zugewiesenen Leute, weil es<br />
ihnen selbst an Platz fehlte, ausquartiert. Gasthäuser hatten es<br />
übernommen, die Soldaten gegen e<strong>in</strong>e bestimmte Vergütung<br />
zu beherbergen und zu verpflegen.<br />
213