Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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wesend, son<strong>de</strong>rn außerhalb <strong>de</strong>r Stadt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Gärten; so mußte<br />
man mit <strong>de</strong>r Wirt<strong>in</strong> alle<strong>in</strong> unterhan<strong>de</strong>ln. Sie machte zuerst die<br />
größten Schwierigkeiten. „Das geht nicht, das geht unter ke<strong>in</strong>en<br />
Umstän<strong>de</strong>n! Nicht, als ob ich etwas gegen <strong>de</strong>n Gesang hätte —<br />
im Gegenteil, schöne Männerstimmen höre ich sehr gern, me<strong>in</strong><br />
Mann ist auch Mitglied von e<strong>in</strong>em Gesangvere<strong>in</strong> — ne<strong>in</strong>, me<strong>in</strong>etwegen<br />
können Sie s<strong>in</strong>gen, soviel Sie wollen; aber <strong>de</strong>r Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige-Unteroffizier<br />
hat mir ausdrücklich gesagt, ich solle ke<strong>in</strong>en<br />
Menschen vorlassen, <strong>de</strong>r zu ihm wolle, nicht e<strong>in</strong>mal <strong>de</strong>n Geldpostboten,<br />
falls er etwa käme. Na, und wenn jemand schon für<br />
<strong>de</strong>n nicht zu sprechen ist, dann muß er es doch wirklich nötig haben,<br />
sich auszuschlafen.”<br />
Es war nur e<strong>in</strong> Glück, daß die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen diesen Fall gestern<br />
vorausgesehen und <strong>de</strong>mentsprechend ihren Entschluß gefaßt hatten.<br />
So sagte <strong>de</strong>nn Fritz: „Selbstverständlich wür<strong>de</strong>n wir ohne<br />
weiteres Ihren Worten folgen und gleich wie<strong>de</strong>r fortgehen, wenn<br />
unser Freund heute nicht se<strong>in</strong>en Geburtstag hätte. Er ist e<strong>in</strong> so<br />
überaus beschei<strong>de</strong>ner Charakter, daß es ihm pe<strong>in</strong>lich ist, von uns<br />
irgendwie gefeiert zu wer<strong>de</strong>n. Nur aus diesem Grund hat er sich<br />
je<strong>de</strong> Störung verbeten. Wenn e<strong>in</strong>er von uns se<strong>in</strong>en Geburtstag<br />
hat, dann <strong>de</strong>nkt er sich für <strong>de</strong>n immer neue Überraschungen<br />
aus; aber jetzt, da er selbst Glückwünsche entgegennehmen soll,<br />
da will er nicht — das heißt, er tut nur so. Im Grun<strong>de</strong> se<strong>in</strong>es<br />
Herzens wird er sich doch sehr freuen, wenn wir ihn mit e<strong>in</strong>em<br />
Ständchen begrüßen.”<br />
Die Wirt<strong>in</strong> wur<strong>de</strong> schwankend. „Allerd<strong>in</strong>gs, wenn das so ist<br />
— davon hat <strong>de</strong>r Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige mir aber gar nichts gesagt. Da<br />
weiß ich wirklich nicht, ob ich ja o<strong>de</strong>r ne<strong>in</strong> sagen soll.”<br />
„Sagen Sie nur ja,” bat Karl, und schon wollte die Frau<br />
nachgeben, da erschien plötzlich <strong>de</strong>r Putzer <strong>de</strong>s Dicken.<br />
„Der Herr <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige-Unteroffizier schläft noch; er darf<br />
unter ke<strong>in</strong>en Umstän<strong>de</strong>n geweckt wer<strong>de</strong>n. Er hat gedroht, mir am<br />
ersten Oktober, wenn er entlassen wird, se<strong>in</strong>e alten Sachen nicht<br />
zu schenken, wenn ich irgend jemand h<strong>in</strong>auflasse.”<br />
Das war e<strong>in</strong>e neue Gefahr. Aber auch die wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m<br />
Märchen von <strong>de</strong>m Geburtstag beseitigt. Allerd<strong>in</strong>gs war <strong>de</strong>m<br />
Burschen so, als habe se<strong>in</strong> Herr schon e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> diesem <strong>Jahr</strong> se<strong>in</strong>en<br />
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