Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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<strong>de</strong>r vorgeschriebenen Patronenzahl die verlangten Treffer erzielen.<br />
Denn das Schießen ist und bleibt die Hauptsache. Wer<br />
schlecht schießt, se<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gungen nicht gleich erfüllt, son<strong>de</strong>rn sich<br />
Patronen nachgeben lassen muß, <strong>de</strong>r wird <strong>de</strong>n „Schlumpfschützen”<br />
zugeteilt und muß mit diesen, wenn die an<strong>de</strong>ren mit <strong>de</strong>m Dienst<br />
bereits fertig s<strong>in</strong>d, noch nachzielen. Das ist wenig ehrenvoll,<br />
<strong>de</strong>nn je<strong>de</strong>r will doch zu <strong>de</strong>n Besten, nicht zu <strong>de</strong>n Schlechtesten<br />
gehören.<br />
So gab man sich <strong>de</strong>nn jetzt die größte Mühe, sich nach Möglichkeit<br />
auf <strong>de</strong>n großen Tag vorzubereiten. Der Schießunteroffizier<br />
und die Gefreiten belehrten die <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen unermüdlich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Kunst, mit <strong>de</strong>r rechten Hand <strong>de</strong>n Kolbenhals „saugend” zu umfassen,<br />
<strong>de</strong>n rechten Zeigef<strong>in</strong>ger an <strong>de</strong>n Abzug zu legen, ganz<br />
langsam Druckpunkt zu nehmen und dann ganz allmählich <strong>de</strong>n<br />
F<strong>in</strong>ger immer weiter zu krümmen, immer weiter, ganz ruhig,<br />
ganz langsam, bis dann <strong>de</strong>r Schuß sozusagen von selber losg<strong>in</strong>g.<br />
Aber trotz<strong>de</strong>m diese Ermahnungen mit sanfter, leiser Stimme,<br />
mit wahrer Engelsgeduld immer und immer wie<strong>de</strong>r gegeben<br />
wur<strong>de</strong>n, krümmten sehr viele <strong>de</strong>n F<strong>in</strong>ger doch nicht langsam,<br />
son<strong>de</strong>rn „rissen mit e<strong>in</strong>em Male durch” o<strong>de</strong>r aber sie machten<br />
<strong>de</strong>n Fehler, daß sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Augenblick, wenn sie das Gewehr<br />
abdrückten, „muckten”, das heißt, daß ihr Körper ängstlich und<br />
erschrocken zusammenfuhr. Das Resultat ist dann immer dasselbe.<br />
Der Schütze läßt die Mündung s<strong>in</strong>ken. die Visierl<strong>in</strong>ie ist plötzlich<br />
auf e<strong>in</strong>en ganz an<strong>de</strong>ren Punkt gerichtet wie vorher o<strong>de</strong>r man<br />
schießt dann entwe<strong>de</strong>r vorbei o<strong>de</strong>r man trifft „Scheibe” anstatt<br />
„Strich” o<strong>de</strong>r „R<strong>in</strong>g”.<br />
Das Mucken ist e<strong>in</strong>e böse Angewohnheit, gegen die so leicht<br />
ke<strong>in</strong> Kraut gewachsen ist. Nur immerwähren<strong>de</strong> Ermahnungen<br />
und Belehrungen können da mit <strong>de</strong>r Zeit helfen. Mit <strong>de</strong>m guten<br />
Willen alle<strong>in</strong> und <strong>de</strong>r noch so festen Absicht, „ich will nicht mucken”,<br />
ist es nicht getan.<br />
Das mußte Fritz an sich erfahren, als man nun anf<strong>in</strong>g, mit <strong>de</strong>m<br />
Zielgewehr zu schießen. Anstatt mit e<strong>in</strong>er scharfen Patrone ist es<br />
mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Bolzen gela<strong>de</strong>n; man schießt damit auf kurze<br />
Entfernungen gegen e<strong>in</strong>e im verkle<strong>in</strong>erten Maßstabe hergestellte<br />
R<strong>in</strong>gscheibe.<br />
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