Ein Jahr in Waffen - Karlheinz-everts.de
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Die Feuer wur<strong>de</strong>n ausgelöscht, die Gräben zugeworfen;<br />
dann traten die Kompanien an.<br />
Da zeigte sich erst, daß <strong>de</strong>r Dicke noch fehlte.<br />
„Wo ist <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige-Unteroffizier?” fragte <strong>de</strong>r Hauptmann.<br />
Man sah sich suchend um. Weit entfernt von <strong>de</strong>m Appellplatz<br />
stand da noch e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong> die Hun<strong>de</strong>hütte.<br />
„Der <strong>E<strong>in</strong></strong>jährige wird wohl noch schlafen,” sagte <strong>de</strong>r Feldwebel.<br />
Der Hauptmann lachte. „Nur e<strong>in</strong> Glück, daß wir es beizeiten<br />
merken, sonst verschläft er am En<strong>de</strong> noch <strong>de</strong>n ganzen Rest <strong>de</strong>s<br />
Manövers.”<br />
Dann gab er e<strong>in</strong>em Gefreiten <strong>de</strong>n Befehl, ihn zu wecken.<br />
Gleichzeitig fiel es zwei Leuten e<strong>in</strong>, daß sie gestern <strong>de</strong>m <strong>E<strong>in</strong></strong>jährigen<br />
ihre Zeltbahnen gegeben hatten.,<br />
So liefen die drei <strong>de</strong>nn schnell auf die Hütte zu und brachen<br />
<strong>de</strong>m Dicken das Haus über <strong>de</strong>m Kopf ab. Er merkte nichts davon,<br />
son<strong>de</strong>rn lag tief <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Stroh vergraben da und schlummerte<br />
ruhig und friedlich.<br />
Die Leute machten ihre Witze darüber, zuletzt aber zogen sie<br />
ihm das Stroh unter <strong>de</strong>m Körper weg.<br />
Das merkte <strong>de</strong>r Dicke <strong>de</strong>nn doch. Aber nach se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung<br />
mußte es sich nur um e<strong>in</strong>en schlechten Scherz han<strong>de</strong>ln, <strong>de</strong>nn mehr<br />
schlafend als wachend sagte er: „K<strong>in</strong><strong>de</strong>r, laßt doch <strong>de</strong>n Uns<strong>in</strong>n.”<br />
„Aufstehen Herr Unteroffizier, aufstehen!” riefen die an<strong>de</strong>ren<br />
ihm nun zu.<br />
Aber <strong>de</strong>r Dicke dachte gar nicht daran. Er drehte sich von<br />
e<strong>in</strong>er Seite auf die an<strong>de</strong>re.<br />
Als die an<strong>de</strong>ren ihm endlich durch Schütteln und Rütteln<br />
klargemacht hatten, daß es doch Ernst sei, da schlug er die Augen<br />
auf, und sich aufrichtend sah er sich verwun<strong>de</strong>rt um.<br />
„Wo ist <strong>de</strong>nn me<strong>in</strong> Zelt geblieben?” fragte er. „Ich weiß<br />
doch ganz genau, ich habe e<strong>in</strong> Zelt gehabt.”<br />
Der Gefreite gab ihm Aufklärung. „Aber es wird Zeit, Herr<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong>jähriger; die Kompanie ist schon angetreten.”<br />
„Und das sagen Sie mir erst jetzt?”<br />
Mit e<strong>in</strong>em Satz sprang <strong>de</strong>r Dicke <strong>in</strong> die Höhe. Dann knöpfte<br />
er se<strong>in</strong>e Uniform zu, schnallte um, h<strong>in</strong>g sich <strong>de</strong>n Tornister, <strong>de</strong>n<br />
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